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6. (4. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
Barg schon zerfallen und so bewilligte der damals die Mark Brandenburg vormundschaftlich beherrschende Herzog Rudolph von Sachsen der Stadt Brietzen, dass niemals wieder eine Burg in der Stadt erbaut werden sollte.*) Den Platz, wo die Burg gestanden hatte, schenkte er der Stadt.
Mit dieser Schenkung beginnt nun eine Reihe von Überweisungen, Privilegien, Inkorporationen umliegender 1 )örfer und ihrer Gemarkungen, auf Grund deren die Stadt allmählich ihre Feldmark Zusammenlegen, Gewerbe und Handel entwickeln konnte. Au der Hand der zahlreichen Urkunden diese Entwickelung zu verfolgen, dazu gebricht es an dieser Stelle des Raumes; sie kann hier nur in grossen Zügen angedeutet werden. Wer sich specieller zu informieren wünscht, muss auf die bereits eitierten beiden Quellen werke von Riedel und Pisclion hingewiesen werden.
Die Landschenkungen und die Verleihung der Privilegien durch den Landesherrn begründeten, das sei gleich vorangestellt, ein Verhältnis der Dankbarkeit und treuen Ergebenheit der Stadt zum Landesherrn, das sich dann späterhin noch vertiefte und durch Umstände befestigte, die wir zu erörtern haben, nachdem wir einen kurzen Blick auf die Wichtigkeit der Bildung der Feldmark getlian haben. Fünf Dorfgemeinden: Serno, Darbrietzen, Neuendorf, Heidedorf und Budorf mit ihrem Landbesitz, den Hufen, wurden in Brietzen eingemeindet und bestehen heute 'noch als selbstständige llüfnerschaften mit eigener Verwaltung unter eigenen Schulzen. Das Stadtgebiet dehnte sich weithin aus; ssine Grenze war zum grossen Teil auch Landesgrenze gegen Sachsen; es umfasste bedeutende Wiesen- und Waldflächen; der Boden um Treuenbrietzen zeichnet sich durch seine Fruchtbarkeit aus; ausser den verschiedenen Getreidearten bringt er Flachs und Hanf, Hopfen und Wein. Die Wiesen schufen eine reiche Viehzucht und der Wald lieferte Holz zum Bauen, Brennholz und Nutzholz. Die Wolle wurde gesponnen und gewebt; die Tuchmacherei, Leinenweberei, Gerberei und die verwandten und alle Hiilfsgewerbe blühten auf; Färberei und Walkerei folgten der Entwickelung der Tuchfabrikation und der Hopfen vorzüglicher Güte ermöglichte die Herstellung eines weit und breit berühmten Bieres. Der an den Südabhängen der sandigen Höhenzüge gewonnene Wein wurde hoch geschätzt; — der Weinbau ist erst im dreissigjährigem Kriege zu Grunde gegangen — Bier und Wein wurde weithin verhandelt und die Produkte des städtischen Gewerbefleisses, namentlich Tuche und Leinenwaaren durch die zahlreichen Frachtfuhrleute bis über die Grenzen der Mark hinaus und weit ins Sächsische, Anhaitische und Thüringische im Handel vertrieben. Als
*) Eiedel, Codex diplomaticus Brandenburgensis. Berlin F. H. Morin 1849.