Heft 
(1902) 11
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6. (4. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

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Beelitz einfuhren, sprangen sie herab und überwältigten die Thorwache, so dass Kuck mit seinem Haufen eindringen konnte. Die meisten Ein­wohner wurdenjvertrieben und die Stadt zur Verteidigung eingerichtet. Die Flüchtlinge riefen die Hilfe der Nachbarorte an, worauf Treuen- brietzener und Brandenburger vor Beelitz rückten, die Stadt von der Seite des Mühlenthors her einschlossen, während Markgraf Johann vom Haidethor her angriff. Bei der Benennung der Tore stand ein Mönch auf dem Umgang des Copenhagenturms am Haidethor und wischte mit einem Fuchsschwanz die Kugelspuren vom Turmdache ab zum Spott für den Markgrafen, mit dem dritten Schuss aber wurde er heruntergeholt. Die Stadt wurde in Brand geschossen, viel Menschen kamen um und Jan von Kuck wurde gefangen genommen. Er soll dann in Berlin hingerichtet worden sein.

DerReformation schloss sich Treuenbrietzen früh und entschieden an. Dr. Martin Luther soll selbst herübergekommen sein. Eine alte Überlie­ferung berichtet, der Kaplan der Marienkirche habe ihm verwehren wollen in der Kirche zu predigen. Da habe das Volk den Kaplan vertrieben und er habe über die Kirchhofmauer flüchten müssen, Dr. Martin Luther aber habe, da die Kirche die Menge des Volks nicht habe fassen können, unter einer Linde am Eingang zur Kirche gepredigt. Die Linde heisst heute noch die Lutherlinde; sie ist gestützt und wird sorglich gepflegt. Dass übrigens der Kurfürst von dem Anschluss von Treuenbrietzen nicht besondeis erbaut war, geht aus dem ungnädigen Bescheide hervor, den die Spandauer erhielten, als sie einen reformierter Prediger erbaten und sich auf Treuenbrietzen beriefen,sie sollten bei der alten Religion bleiben, und dürften sich an den Brietzenern kein Beispiel nehmen. Brietzen läge der Höllen zu nahe. (Damit war Wittenberg gemeint.)

Der dreissigjährige Krieg verwüstete Treuenbrietzen nicht weniger als die meisten übrigen Städte der Mark. Mehrfach von den Schweden besetzt, litt die Stadt unter den Erpressungen, der Ein- quatierungslast, den Plünderungen, unter Mord und Brandstiftung, Kontributionen, Raub und Krankheiten entsetzlich. Der Schwedentrunk presste das Letzte aus den Leuten heraus und die Pest forderteqmgezählte Opfer. Am Ende des Krieges waren von einigen Tausend nur noch 100 Einwohner übriggeblieben und die Umgegend^war in erschreckender Weise verwüstet Niemegk menschenleer, Belzig und Zahna total niedergebrannt. Doch hat Treuenbrietzen sich gelegentlich mannhaft und erfolgreich verteidigt. Im Jahre 1636 wurde es von einem schwedischen Heerhaufen von 23000 Mann angegriffen. Die Belagerer drangen bis zum Neuen Thore (dem jetzigen Leipziger Thor) ^vor und hatten schon eine Petarde an die Thorpflügel geschraubt um sie durch Sprengung zu öffnen, da machten die Belagerten einen Ausfall, vertrieben die Angreifer und schraubten die Petarde ab, deren Pulverladung die