G. (4. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
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23. August war die Schlacht hei Grossbeeren, am 27. August das Gefecht bei Hagelsberg und dann ain 6. September die Schlacht hei Dennewitz, eine der glänzendsten Waffenthaten im Verlaufe des blutigen Ringens. Nach der Schlacht hat Treuenbrietzen sechstausend Verwundete 'in seinen Mauern untergebracht und verpflegt. Alle Gebäude lagen voll, Schulen und Häuser, Scheunen und Ställe, Kirchen und Rathaus waren belegt. An die Schlacht erinnert noch eine alte Fichte auf dem Wege nach Frohnsdorf, die Landwehrfichte, auch der Landwehrmann genannt. Ein verwundeter Landwehrmann soll sich nach der Schlacht dahin geschleppt haben und dort gestorben sein. Kreuze sind in die Rinde geschnitten und Vorübergehende pflegen Steine oder dürre Zweige am Fusse des Baumes niederzulegen.
Die nun folgende Zeit nach dem Kriege ist einer ruhigen und stetigen Entwickelung gewidmet. Eine Papierfabrik wurde angelegt, die heute noch besteht. Das Gewerbe, namentlich die Tuchmacherei hob sich nach Einführung der Dampfmaschine und der Handel blühte auf, als die alte Heerstrasse cbausseemässig ausgebaut wurde.
Mit dem Bau der Anhalter Bahn aber und mit dem Anwachsen von Berlin und Luckenwalde, dessen Tuchindustrie sich mächtig entwickelte, verödeten die Strassen und litt das Gewerbe unter dem Wettbewerb dieser Orte. Wohl bemühte sich die Stadt um den Anschluss an die Anhalter Bahn durch eine Privatbalm; sie wurde regierungsseitig nicht genehmigt und die Stadt auf die Zukunft und den projektierten Staatsbahnanschluss vertröstet. Der ist ja nun auch gekommen, leider zu spät, denn die früher so blühende Tuchindustrie ist völlig zu Grunde gegangen; die lohnende'ShawlWeberei hat aufgehört, ebenso die Leineuweberei, dafür sind einige Werkstätten für Holzpantoffelfabrikation entstanden, und neuerdings eine Präserven- fabrik. Weitere Bahnanschlüsse in der Richtung auf Belzig-Branden- burg und nach Wildpark sind teils im Bau, teils vermessen. Sie erleichtern den Verkehr, machen ihn bequem und billig; der Nutzen für das kleine Landstädtchen ist im übrigen fraglich. Durch die dem Bahnbau gebrachten Opfer sind die früher sehr guten Finanzen der Stadt, deren Einwohner steuerfrei waren, heruntergebracht worden und die Gemeindesteuer beträgt jetzt 50 Prozent der Staatssteuer. Eine gedeihliche Entwickelung zum Besseren ist vorläufig nicht abzusehen. Treuenbrietzen liegt eben so nahe an Berlin, dass dieses ihm die besten Kräfte entzieht und so weit davon entfernt, dass es für den Absatz seiner jetzt hauptsächlich nur noch landwirtschaftlichen Erzeugnisse nicht in Betracht kommt. Für die Neubelebung des Gewerbes fehlt aber jegliche natürliche Vorbedingung. So hat denn auch die Einwohnerzahl seit der letzten Volkszählung sich um 100 Köpfe vermindert.