6. (4. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
253
schöne Sterngewölbe, dort wird auch eine alte Taufschüssel aus Messing mit der Darstellung des heiligen Christoph mit dem Jesusknaben aufbewahrt. Das Innere der Kirche ist weiss getüncht, Altar und Kanzel sind im Barockstil gehalten*).
Von der Nikolaikirche wurde ein Rundgang durch die Stadt angetreten, der einen Einblick in die sauberen, aber sehr winkligen Strassen • gewährte, die teilweise von Bäumen beschattet und von Wasseradern
der Bäk e, einer Abzweigung der Nieplitz, durchrieselt werden. Treuen- / brietzen besitzt viele Fachwerkhäuser, die im Verein mit den schattigen Bäumen und den rieselnden Wasseradern der Stadt ein gemütliches Gepräge verleihen. Eine ganze Strasse, der Vogelgesang, ist nur mit solchen Gebäuden besetzt. Leider folgt man bei der Erneuerung dieser Häuser, die zum Teil mit dem Giebel nach der Strasse stehen, dem modernen Hange, die Fassade ganz mit Kalkbewurf zu überziehen, anstatt das Gebälk durch eine andere, entsprechend dunklere Farbe zu lieben und so den patriarchalischen Charakter des Hauses zu erhalten. Am Leipziger Thor wurde die verfallene Heiliggeistkapelle, ein achteckiger Backsteinbau, besichtigt, darauf der Pulverturm am Schanzgraben, ein Überrest der mittelalterlichen Stadtbefestigung, und schliesslich die Marienkirche am Berliner Thor. Diese Kirche stammt gleichfalls aus dem 13. Jahrhundert, wenigstens in dem hinteren, aus Granit errichteten Teile, und hat sich ihren romanischen Charakter besser bewahrt wie die Nikolaikirclie, besonders die Rundbogenfriese am Langhause und an der Apsis sind rein romanisch. Der von einer sogenannten Bischofsmütze gekrönte Turm ist später erbaut. Das Innere der Kirche ist ebenso einfach wie in St. Nikolai, doch wirkt die Höhe des mit Kreuzgewölben überdeckten Mittelschiffs im Verein mit der stattlichen Orgel weit erhabener auf den Beschauer ein wie dort. Auf dem Kirchhofe nach der Hauptstrasse zu steht die erwähnte Lutherlinde, ein alter, mehrfach gestützter Baum. Den Beschluss der Besichtigung bildete der Besuch des ehemaligen Burgwalls, auf dem Postrat Steinhardt sich sein geschmackvolles Heim erbaut hat. Eine Menge slavischer Überreste und die Trümmer der deutschen Burg in Gestalt von starken Eichenbalken sind beim Fundamentieren des Hauses gefunden worden. Ein kurzes zwangloses Zusammensein im schönen Garten des Burgwalls, dann brach man zum Bahnhof auf.
*) Über die Kirchen und die anderen Bauwerke in Tr. vgl. Berg au, Inventar S. 763-05, wo auch die Litteratur angegeben ist, ferner Der Bär XX S. 4; über die Geschichte der Stadt ausser den oben erwähnten Werken Eidicin, Territorien III,
4. S. XII; Riedel, Mark Brandenburg I, 2541; Heffter, Chronik von Jüterbog und Ivlöden, Die Quitzows, an verschiedenen Stellen.