Heft 
(1902) 11
Seite
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Kleine Mitteilungen.

Kleine Mitteilungen

von R. Jülicher-Rixdorf.

Märkische Grabinschriften. Poetisch verhüllt durch einen duftenden Centifolienstrauch erhebt sich an der Nordostecke des geschlossenen die Kirche des reizenden Dorfes Tegel umgebenden Kirchhofes ein obeliskenartiges, mit einer Urne gekröntes bronzenes Grabmal, an dessen Vorderseite in gleicher Höhe mit der Oberfläche ein edles Marmorprofil der darunter bestatteten jugendlichen Edelfrau eingelassen ist. Die sinnige Inschrift lautet:

Wilhelmine Anna Susanne von Holwede, geb. von Colomb * 3. Februar 1743 f 31. Juli 1784.

Sie schläft süssen Schlaf;

Sage nicht, dass die Guten sterben.

Es erinnert uns dieser tief empfundene Vers an das Grabkreuz der Gattin unseres F. Brunold auf dem stillen Friedhofe zu .Joachimsthal, wo cs heisst:

Geht leise Uber meines Grabes Flur,

Ich schlafe nur.

Ein Marmorstein auf dem älteren, die Kirche umgebenden Friedhof zu Dalldorf zeigt in hübschem Relief eine aus den Wolken ragende Hand, die eine Wage hält, deren hochschwebende Schale einen Dornenkranz, die tief geneigte aber eine Fülle von Blumen enthält. Darunter steht: Der Seegen der himmlischen Freuden überragt die irdischen Leiden.

Übrigens kann Dalldorf auf seine patriotische Gesinnung und deren Betätigung stolz sein, denn unseres Wissens ist es der erste Ort, welcher dem Kaiser Friedrich ein Denkmal gesetzt hat. Inmitten seiner breiten, von mehreren Reihen mächtiger, hochgewipfelter Rüstern und Kastanien ein­gerahmten Dorfaue hat es in einem eingezäunten Raum unter dem Schutze eines Bronzeadlers auf Ilolzpostamenten jo eine Bronzebüste des Kaisers Wilhelm I. und des Kaisers Friedrich errichtet mit dem Datum:der Krieger­und Landwehrverein Dalldorf 1888! und Berlin?

Es sei gestattet, hier einige thüringische Grabinschriften von Interesse anzuführen. So ist es gewiss ein schöner Nachruf, wenn es auf einem Bronze- Obelisken eines jetzt geschlossenen Kirchhofes in der Residenzstadt Sonders­hausen dem Denkmal des Staatsministers von Weise (* 17G1, f 1838) heisst:

Rastlos hast du im Leben gepflegt die Blüten des Guten;

In der Ewigkeit Flur reift dir die goldene Frucht.

Etwas nach Byzantinismus noch nach dem Tode dagegen schmeckt die Inschrift auf einem Grabe des alten Friedhofs zu Rossla am Harze:

X... Haushofmeister des für sein Land unsterblichen Grafen Wilhelm. Nahe neben diesem braven Diener liegt ein Dr. med., gräflicher Admodia-