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8. (3. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjabr«*.
unserm Herzen und seine kritische Forschungsmethode als vorbildlich in unserer Brandenburgs für alle Zeiten fest*).
Auf Anregung des Vortragenden erhoben sich die Anwesenden zur Ehrung der entschlafenen Mitglieder von ihren Sitzen. Zu den Beerdigungen F. Meyers und R. Virchows waren Vertreter der Brandenburgs erschienen, welche Kränze mit Widmungsschleifen hinterlegten.
V. Mathilde Wesendonck f. Fern vom lauten Getriebe des Lebens, in ihrer stillen Sommervilla am Ufer des Gmundener Sees, ist Mathilde Wesendonck, 74 Jahre alt am 5. d. M. gestorben, die Besitzerin einer der kostbarsten privaten Kunstsammlungen Berlins und einst, vor fünfzig Jahren, eine vertraute Freundin Richard Wagners. Die Kunstschätze der Frau Wesendonck wurden noch in den letzten Wintern weiteren Kreisen der Reichshauptstadt gelegentlich einer Veranstaltung zu wohltätigem Zweck bekannt; von Mathilde Wesendoncks Freundschaftsbündnis mit Wagner wissen alle Verehrer der Tonkunst. Sie selbst hat Erinnerungen an ihr Zusammensein mit Richard Wagner in Zürich veröffentlicht, und eine Ergänzung dazu bildet der inhaltreiche Briefwechsel ihres Gatten Otto Wesendonck mit Wagner. Am schönsten aber bleibt Mathilde Wesendoncks Name verewigt durch eine Anzahl von Kunstwerken, die sie gemeinsam mit Richard Wagner geschaffen hat: Zu seinen Liedern „Schmerzen“, „Stehe still“, „Der Engel“,
„Träume“ und „Im Treibhaus“ schrieb Mathilde Wesendonck den Text. Die Brandenburgs aber erinnert sich dankbar daran, dass es ihren Mitgliedern unter Führung des Herrn Professor Dr. Gallaud vergönnt war, das vollendet künstlerisch und dabei doch traulich ausgestattete Heim der verstorbenen hochsinnigen Frau, In den Zelten Nr. 21 am 3. Mai 1899 (vgl. Brandenburgs VIH. S. 118 — 122) zu besuchen. Es wird Ihnen von Interesse sein, bei dieser Gelegenheit etwas über das Verhältnis
*) Wie die Bürgerschaft Berlins und ihre berufenen Vertreter von dem unsterblichen Mann gedacht, geht aus folgendem Nachruf des Magistrats vom 9. d. M. hervor: „Unser Ehrenbürger Herr Rudol f Virchow ist nicht mehr; der Mann, welcher der forschenden medizinischen Wissenschaft neue Bahnen gebrochen, der Tausenden die Kunst Krankheiten und Tod zu bekämpfen gelehrt hat, ist selbst dem Tode zum Opfer gefallen. Schmerzerfüllt umstehen wir heut die Bahre, welche in sich birgt, was an dem grossen Manne, dessen Ruhm die Welt erfüllt, irdisch war. Aber nur dies Irdische wird vergehen; sein Andenken wird leben. Mit ehernem Griffel sind die Werke seiner unermüdlichen Thatkraft eingegraben in die Geschichte des Fortschritts der Menschheit, ihm selbst zu unvergänglicher Ehre, uns zur Förderung und Nacheiferung. Zu ewigem Danke sind ihm die Bewohner unserer Stadt verpflichtet. Wir, die wir neben ihm berufen waren, an den Aufgaben mitzuarbeiten, welche die Jetztzeit den Verwaltungen der grossen Städte stellt, wissen am besten zu würdigen, welchen Nutzen sein nie fehlender Rat, seine nie versagende Arbeit uns und unserer Stadt gebracht haben. Der Besten Einer ist von uns gegangen; uns und unsern Nachkommen bleibt, was er geschaffen hat“. —