Heft 
(1902) 11
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8. (3. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

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schaffen, war sie es, die es mit den unerhörtesten Kämpfen über ihn gewann, für mich das schöne Grundstück neben dem seinigeu zu kaufen. Das Wundervollste aber ist, dass ich eigentlich nie eine Ahnung von diesen Kämpfen hatte, die sie für mich bestand: ihr Mann musste sich, ihr zu Liebe, mir stets freundlich und unbefangen zeigen; nicht eine finstere Miene durfte mich aufklären, nicht ein Haar durfte mir gekrümmt werden: heiter und wolkenlos musste über mir der Himmel sich wölben, sanft und weich sollte mein Schritt sein, wo icli ging Diesen uuerhörten Erfolg hatte diese herrliche Liebe des reinsten, edelsten Weibes; und diese Liebe, die stets unausgesprochen zwischen uns blieb, musste sich endlich auch offen enthüllen, als ich vorm Jahr denTristan dichtete und ihr gab. Da zum ersten Male wurde sie machtlos und erklärte mir, nun steiben zu müssen!

Bedenke, liebe Schwester, was mir diese Liebe sein musste nach einem Leben von Mühen und Leiden, von Aufregungen und Opfern wie dem meinigen! Doch wir erkannten sogleich, dass an eine Vereinigung zwischen uns nie gedacht werden dürfe; somit resignierten wir, jedem selbstsüchtigen Wunsche entsagend, litten, duldeten, aber liebten uns.

Die willkürliche Oerthung eines Briefes Wagners durch seine Frau führte dann den Bruch zwischen den Gatten herbei, und Wagner ent­schloss sich, hinfort getrennt von seiner Frau zu leben, wenn auchin Güte und Liebe, wie er seihst seiner Schwester schreibt.

Ich schliesse dieses Kapitel in der Hoffnung und mit dem Wunsche, dass das Haus und die Galerie Wesendonck in dem jetzigen Zustande der Stadt Berlin erhalten bleiben möge.

VI. Das Wilhelm Schwartz-Denkmal, eine von seinen Ver­ehrern gestiftete Bronzebüste auf hohem Steinsocke], im Garten des Kgl. Luisen-Gymnasiums Thurm-Str. 87 (Ecke Wilsnacker Strasse), wurde am 16. August d. J. eingeweiht. Wir gedenken gern noch einmal heut unseres am 16. Mai 1899 entschlafenen Freundes und Ehrenmitgliedes und verweisen auf das über ihn in der Brandenburgs VIII, S. 124 flg. Mitgetheilte. Einen sehr ansprechenden Aufsatz über Wilhelm Schwartz hat einer seiner Ruppiner Schüler, Herr Schriftsteller Carl Lücke im Moabiter Bezirksanzeiger vom 16. August d. J. veröffentlicht und uns freundlichst das darin enthaltene Bild des Verewigten zur Benutzung mitgeteilt. Das Bild stellt unsern Forscher als Direktor des Ruppiner Gymnasiums i. J. 1865 dar.

B. Allgemeines.

Der Denkmalsschutz, d. h. die Bestrebung zum Schutz der natür­lichen und geschichtlichen Nationaldenkmäler macht in erfreulicher Weise Fortschritte. v . : i