8. (3. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
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liehe oder tierische Figuren, Gesichtsbildung u. dgl. mit Vorsatz und Überlegung wissentlich hergestellt haben. Mit einem, man möchte sagen rührenden Eifer hat der genannte Herr sich bemüht im Porphyrgebirge der Saale dergl. künstlerische Spuren aus vorgeschichtlicher Zeit aufzufinden.
Es handelt sicli dabei zunächst um grosse Felsskulpturen am festen Gestein im Gimmritzer Grunde, worüber mehrere Photographien und Zeichnungen vorliegen.
Ich vermag in diesen Naturgebilden mit einiger Anstrengung ungefähr das zu erkennen, was dem Herrn Rambeau vermöge regerer Phantasie als absichtliche Steinskulpturen vorkommt, wobei er in seiner gedruckt vorliegenden Abhandlung: das Felsenbild im Gimmritzer Grunde S. 149 sagt: „Aus welcher Zeit wohl das von Alter schwarz und dunkel ge
wordene Steinbild kommen mag? Stammt es aus der Zeit der letzten germanischen Einwanderung, der fränkischen Eroberung oder aus der wendischen Zeit (nach der Völkerwanderung), oder aus altgermanischer Zeit, als Sueven oder Hermunduren hier zu Lande wohnten, oder aus noch früherer Zeit?“
Ich lege dazu eine 2. Abhandlung des Verfassers vor: „Nachträgliches zum Felsenbild im Gimmritzer Grunde“.
Auch diese Erläuterung, sowie handschriftliche Mitteilungen des Autors: „Zweiter Nachtrag zum Felsenbild im Gimmritzer Grunde“
können mich nicht überzeugen, dass wir es hier mit Gebilden von Menschenhand zu tliun haben, vielmehr lediglich mit natürlichen Zufälligkeiten, den seit Alters her berufenen berühmten, mitunter auch berüchtigten Lusus Naturae.
Wer, wie ich, viel in der Welt herumgewandert ist, wird sich ähnlicher grotesker Steinfiguren erinnern. Ich denke noch z. B. mit Vergnügen an eine Kahnfahrt, die ich vor Jahren mit einem bekannten Regensburger Naturforscher und Altertumsfreund Dr. Brunnhuber auf der Donau zwischen Kloster Welten und Kelheim machte. Man kommt dort an menschenähnlichen Felsen: „Der unartige Bischof“, „Napoleon I.“ u. s. w. vorbei; ähnliche Naturspiele giebt es in der Sächsischen Schweiz. Niemand ist es bislang im Ernst beigekommen, hierin Menschenwerk zu sehen. So geht es mir auch bei den Gimmritzer Figuren, die man im Stil des 17. und 18. Jahrhunderts „figurierte Steine“ genannt haben würde. Diese Felsbildungen verdanken ihre Ausgestaltung dem Einfluss der Witterung und der natürlichen chemischen Agentien.
Ähnlich steht es nach meiner Meinung mit den steinernen Köpfen, Porträts u. dgl., von denen Herr Rambeau Photographien und Zeichnungen beigefügt hat. Alles natürliche Bildungen, nichts von Menschenhand Hergestelltes oder auch nur Beeinflusstes.