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8. (3. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
zu Georg Sellos Schrift über den Roland von Bremen (Brandenburgia XI. S. 76—79) verwiesen und darauf aufmerksam gemacht, dass nicht bloss das mittelalterliche Berlin, sondern auch das mittelalterliche Kölln an der Spree eine Rolandbildsäule gehabt zu haben scheint.
Der Roland wird im Berlinischen Stadtbuch, welches aus dem Ende des XIV. Jahrhunderts stammt, aber lange Zeit verschollen erst 1834 wieder in der Bremischen Stadtbibliothek auftauchte, an drei Stellen erwähnt.
1. Beim Martiuizins, Ausgabe von Clauswitz S. 22. „Das orthus hart an sunte Nicolaus chore geft, 16 schill. pen., dat negeste darby 8 schill. pen., dat drudde 16 pen. tu virdel tynse, dat virde 3 schill. penninge und eyn punt pepers, dat vefte, di ord kegen den Ruland, lü solidos pen“.
Beim Ilofstellenzins S. 23.
2. „Up deine olden markte dat negste orthus by den Ruland het kinder 12 rüden, das hus met men vor di bilden, up di syde nicht“.
Hieran schliesst sich unmittelbar folgende Bemerkung:
3. „Dy twe orthuse vor di lapstrate, dy negeste ort tu den Rulands wart, het liinder 10 rüden, die ander ord 5 rüden, Kerstieu Danewitz dorwech 1 rüde“.
Nr. 1 und 2 ist die einzige Nachricht, welche sich über den Ruland oder Roland zu Berlin, der seinen Stand auf dem ältesten Markte in der Nähe der Nicolaikirche hatte (Fidicins Stadtbucli S. 31) vorfindet. Hinter der Stelle Nr. 1 wird etwas später „der Mulkenmarkt“ genannt und ist hiernach zu vermuten, dass der Ruland nichFrUf dem eigentlichen Molkenmarkt, sondern, wie angedeutut, auf dem ältesten Berlinischen Markt bei St. Nicolai dem Schutzpatron der Kaufleute, wohin er sicherlich auch in erster Linie gehört, aufgestellt gewesen ist.
Das 3. Citat erwähnt einen Roland nahe der Lappstrasse. Nun gab es im alten Berlin keine Lappstrasse, wohl aber im alten Kölln; von ihr sagt Nicolai Beschreibung von Berlin 3. Aufl. 1786 S. 126: „Die Lappstrasse führet vom Platze an der Petrikirche bis zur Friedrichsgracht“. Durch Regierungs-Verordnung vom 30. Dezember 1816 ist der Strasse der Name Petristrasse verliehen worden. Es muss also noch einen zweiten Roland unfern wahrscheinlich des kürzlich leider abgebrochenen Köllnischen Rathauses gegeben haben.
So findet sich denn Ort und Gelegenheit noch im Innern des alt- köllnischen Berlins ein der Wirklichkeit alter Rolandssäulen mehr entsprechendes „Rulandsbild“ zu errichten. Möge das recht bald geschehen. Ich schliesse mit dem Bemerken, dass ich als Dirigent des Märkischen Museums angeregt habe, neben dem Haupteingang des neuen Museumsbaues am Märkischen Platz ein genaues Abbild des Rolands von Brandenburg a. II. aufzustellen, damit unsere Landsleute, namentlich unsere Berliner, ersehen, wie ein märkisches Rolandsbild wirklich ausgesehen hat.