8. (3. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
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XXII. Die Dorotheenstädtisclie Kirche zu Berlin, welche zwischen 1678 und 1687 wahrscheinlich von dem niederländischen Architekten Rütger van Langerveld erbaut und um 1861 einem Neubau gewichen ist, wird gegenwärtig durch den Hofbaurat Geyer im Innern völlig umgebaut und äusserlich rechts und links vom Altarchor mit zwei Ausbauten versehen, wodurch u. a. auch eine Umlegung des von G. Schadow 1761 gefertigten herrlichen Grabmals des 1787 verstorbenen jugendlichen Grafen von der Mark notwendig erscheint. In denn Turm befindet sich u. a. eine schöne Glocke von 1683 mit Widmung der Kur- fiirstiu Dorothea. Als dem Magistrats - Patronatsvertreter ist mir die nachstehende chronikartige Aufzeichnung des Kantors Krüger von 1832 zugegangen, welche derselbe hinter den Registern der kürzlich abgebrochenen Orgel versteckt hatte und die ich ihrer Originalität halber mitteile.
„Diese Orgel ist im Jahre 178G von E. Marx, für Rechnung des französischen Consistorii für die franz.-werdersche Kirche, für 1400 Thaler erbaut worden. Da im Jahre 1820 die deutsche und franz.-werdersche Kirche abgerissen, und die jetzige Kirche erbaut wurde, ist diese Orgel in Kisten verpackt 12 Jahr lang im franz. Dom aufbewahrt worden.
Die alte Orgel unserer Dorotheenstädtischen Kirche, welche von Feinden in den Kriegesjahren 1806—7, fast ihrer sämtlichen Pfeifen, ausgenommen Principal 8', Gedact 8', Octav 4' und 2', welche ein Prediger in seiner Wohnung aufbewahrte, beraubt wurde, hatte sich in den letzten Jahren so verschlechtert, dass sie beim Gottesdienst nicht mehr anzuwenden war. Auf meinen Vorschlag wurde mit dem franz. Consistorio wegen der ehern, franz.- werderschen Orgel in Unterhandlung getreten, und da auch in unserer Kirche eine franz. Gemeinde ihren Gottesdienst hält, so wurde uns die Orgel mit der Bedingung überlassen, dass der Chor und Orgelbau für Rechnung der deutschen Kirchenkasse ausgeführt werde. Die Orgel bestand ursprünglich aus folgenden Stimmen. Hauptwerk: 1, Principal 8', 2, Viola da
Gamba 8', 3, Rohrlloete 8', 4, Bourdun 16', 5, Cornet 3fach, 6, Octav 4',
7, Octav 2', 8, Mixtur 4 fach, 9, Quinta 3', 10, Trompete 8'. Ob er werk:
1, Quintaton 16', 2, Gedact 8', 3, Princip 4', 4, Rohrf 4', 5, Octav 2',
6, Nassat 3fach, 7, Mixtur 4', 8, Vox humana 8'. Pedal: 1, Sub Bass 16',
2, Violon 8', 3, Octav 4', 4, Quinte 6fach, 5, Trompet 8', 6, Posaune 16'.
Ich habe es erwirkt dass folgende Stimmen hinzugekommen, im Oberwerk: das Princip 8' aus der alten Orgel der Dorotheenst. Kirche, für die Vox humana ein Salicional 8' und im Pedal Violon 16'. Die jetzige Orgel hat demnach 26 klingende Stimmen.
Auf meinen Vorschlag hat der hiesige sehr geschickte Orgelbauer Buchholz zur Reparatur und Aufstellung diese Orgel übernommen und wird sie bis zum neuen Jahre aufgestellt sein. Mein Vorgänger im Amte war der Kantor, auch Lehrer am werderschen Gymnasio Franke, auch einst mein Lehrer; derselbe starb den 30 August 1831 auf seinem Gute zu Derwitz bei Potsdam im 72 Lebensjahre und 48 Dienstjahre. Sein Vorgänger