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8. (3. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
war der Kantor Rothkirchner, ein Lehrer des nachher berühmten Professors Zelter.
Ich bin hierselbst am 21. Febr. 1807 geboren, und war mein Vater Ilofrath beim Kammergericht; ich wollte mich der Theologie widmen, sehe es aber als einen Wink der göttlichen Vorsehung an, das Amt eines Lehrers zu übernehmen. Bereits 1830 führte ich die Liturgia mit Chören in hiesiger Kirche ein.
Am 19. Juli 1830 brach die Revolution in Paris wieder aus, der König Carl X wurde entthront und der Herzog von Orlean, Ludwig Philip I zum König der Franzosen ernannt. Diese Revolution schien einen allgemeinen europäischen Krieg hervorzubringen, jedoch unser sehr frommer König alles Blutvergiessens feind, erhielt durch seine weise Müssigung den Frieden. Doch fanden die Pariser Unruhen Nachahmer: in Braunschweig wurde das Schloss angezündet und der Herzog Carl, nachdem er das Land einige Jahre sehr despotisch regiert hat, aus dem Lande gejagt, und sein Bruder Wilhelm nahm den Thron ein. Ebenso entstanden fast in allen grossen Städten Unruhen, auch hier in Berlin, jedoch behielten die Gesetze die Oberhand.
Als ein böser unheilbi’ingender Engel erschien am 1. Sptbr 1831 hier in Berlin die Cholera morbus, ursprünglich in China einheimisch, nachdem sie Russland und unsere Nordpreussischen Städte, vorzüglich Danzig heimgesucht hatte; sie raffte gegen 2000 Opfer weg, worunter 2 meiner Freunde waren; auch diesen Herbst herrscht diese Krankheit hier und seit heut sind 75 an derselben gestorben. In Paris hat die Cholera gegen 20 000 Menschen weggerafft, worunter auch der edle Präsident des Minister Conseils Casimir Perier.
Am Orgelbau waren vorzüglich die Gehülfen Pohl und Lange thätig.
Möge dieses Orgelwerk zur Leitung und Beförderung der Andacht des Gottesdienstes in unserer Gemeinde lange wirken, und ihr, die ihr einst dieses findet, wenn vielleicht wir längst unter kühlem Hügel schlummern, gedenket der Beförderer des Bau’s mit Liebe; und Er, der Vater des Lichts möge uns alle in sein Licht führen. Amen.
Berlin, am 29 October 1832. Johann Krüger
Kantor und Organist.
XXIII. Die alte Dorfkirche von Kuhsdorf in der Ost- Prignitz betitelt sich ein Artikel gezeichnet K. in K. (Prignitzer Sonntagsblatt, Unterhaltungsblatt des Courier für die Prignitz, Pritzwalk den 4. und 11. Mai 1902), welcher dies ehrwürdige Gotteshaus ausführlich und wissenschaftlich beleuchtet. Auch Herr Robert Mielke, uns. Mitgl., hat die Kirche, welche zu den Wehr- oder Burg-Kirchen zuzählt, bereits in der Brandenburg^ erwähnt und auch sonst gewürdigt. — Es werden einige Nummern des Aufsatzes verteilt.
XXIV. Herr Ratmann und Redakteur Goldsehe hat die Brandenburgia - Fahrt nach Friesack und die damals stattgehabte Ausstellung kultur- und naturgeschichtlicher Gegenstände zu Friesack