Heft 
(1902) 11
Seite
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8. (3. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

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a) Die Gegend des Lustgartens finden Sie auf 5 der Blätter aus den verschiedensten Zeiten, sodass die dortigen Veränderungen übersehen werden können. Zuerst die bekannte Memhardtsche Ansicht von Berlin aus der Zeit von 1650. Der Zeichner hat ungefähr auf der Stelle des botanischen Gärtchens an der Universitätsstrasse gestanden mit der Hauptrichtung auf das kurfürstliche Schloss, sodass die Gegend des Lustgartens im Vordergründe links zu sehen ist. Man erkennt eine Mauer, die ungefähr die jetzt asphaltierte Fläche als Schlossgarten ab- schliesst, während die Fläche ausserhalb derselben noch wüst daliegt und in unregelmässiger Linie durch die Spreearme von den andern 3 Seiten begrenzt wird. Das zweite Bild zeigt, wie der vorgedachte Schlossgarten nebst der dahinter liegenden wüsten Stelle von dem kurfürstlichen Hofgärtner Michael Hanf um 1648 in einen prächtigen Zier- und Lustgarten verwandelt worden ist. Die Hofmauer ist ver- scliwunden; auf der Ost- und Westseite ziehen sich längs der beiden Spreearme, von der Schlossapotheke, bezw. dem Münzturm ausgehend, ununterbrochene Wandelgalerien und Gewächshäuser hin, die auf der Stelle der alten Börse und des westlichen Teils des Museumsgebäudes mit je einem in Renaissancestil errichteten vornehmen Pavillon (Grotte) abschliessen. Das grosse Feld zwischen diesen Galerien ist ausgefüllt mit rechteckigen Blumenbeten, die Blumen in den verschiedensten Figuren, Namenszügen u. dgl. angeordnet, in der Mitte eine Fontaine mit Neptuns­gruppe. Die Gruppe zwischen dem alten und dem neuen Gartenteil, wahrscheinlich also der Zug der früheren Gartenmauer, ist durch eine Reihe von Statuen markiert. Diese Zeichnung ist von dem damals auch bereits erbauten halbkreisförmigen Orangeriehaus aus aufgenommen, das nach Norden hin den Abschluss der ganzen prächtigen Anlagen bildete, die als ein Weltwunder betrachtet wurden. Wie dieses Orangeriehaus aussah, ergiebt ein drittes vorliegendes Bild:König Friedrich II. und

Prinz Heinrich besuchen den Paradeplatz des Wedelschen Infanterie- Regiments in den 1740er Jahren. Der Zeichner stand in der Mitte des Lustgartens, dessen Gartenanlagen schon längst beseitigt waren, weil Friedrich Wilhelm I. den Platz besser zu militärischen Uebungen ver­wenden zu können glaubte. Man sieht als Reste einstiger Schönheit im Hintergründe des Bildes nur noch das in einenPackhof verwandelte Orangeriehaus und die eine derGrotten, die später in diealte Börse umgebaut wurde. (Es existiert übrigens auch ein Kupferstich aus der Zeit der Grossen Kurfürsten, der den Lustgarten, vom Schloss aus gesehen, darstellt, auf dem also auch das Orangeriegebäude im Hinter­gründe zu sehen ist.) Das vierte Bild, von Rosenberg 1777, zeigt das Bild des Lustgartens als Exerzierplatz, vom Packhof (dem früheren Orangeriegebäude) aus gesehen. Im Vordergründe der Packhof-Verkehr und der überbrückte Verbindungsgraben (in dessen Zuge Schinkel 1828