C. Loewes Beziehungen zu Berlin und märkischen
Balladendichtern.
Vortrag, gehalten von M. Runze in der Brandenburg!» am 19. März 1902.
Carl Loevve, geboren den 30. November 1796 in Löbejün bei Halle, trieb seit 1810 in Halle bei Türk musikalische Studien, besuchte nach seines Lehrers Tode 1814 wieder das Waisenhausgymnasium, das er Herbst 1817 verliess, um Theologie und Philosophie zu studieren- Schon während seiner späteren Schulzeit, dann aber in seinen Studienjahren entwickelte sich bei ihm neben seinem bedeutenden musikalischen Talent seine stark ausgeprägte Beobachtungsgabe. Welt und Menschen sich zu erschlossen bildete einen besonderen Grundzug in seinem Leben und Streben. Als er 1820 einen Ruf als Musikdirektor nach Stettin erhielt, machte er vorher in Jena einen Besuch bei Goethe, mit dem er sich eingehend über das Wesen der Ballade, mit vollkommener gegenseitiger Übereinstimmung, unterhielt. Von Goethe war er nach Berlin an Zelter, bei dem er ohnehin ein Examen in der Musik zu bestehen hatte, empfohlen; auf diese Weise ward er in Berlin eingefülirt, kam in der Folge oft hierher und lernte nach und nach viele hervorragende Persönlichkeiten kennen. Zelter selbst hatte im Grunde genommen Loewe nicht immer besonderes Wohlwollen entgegengebracht, wie aus Briefen Loewes an Zelter und Zelters an Goethe — die der Vortragende vor kurzem in seiner Studie „Goethe und Loewe“, ßreitk. & Härtel 1901, zum Teil veröffentlicht hat - hervorgeht. In den Jahren 1824—34 kam Loewe meist zu dem Zweck nach Berlin, um hier Konzerte zu geben.
Im Jahre 1824 reiste Loewe auf Veranlassung des Kultusministeriums hierher, um das damals Aufsehen erregende Logier’sche System des Klavierunterrichtes zu prüfen. Loewe gab sein Gutachten darüber ab, - schrieb auch eine ausführliche Kritik über dasselbe für die Musik- zeituug von A. B. Marx, des letzteren Freundschaft — beide waren sich
schon als Hallenser Studenten und Musikbeflissene näher getreten _
erneuernd. Marx war damals in Berlin eine der angesehensten musi-
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