306 \J M. Runze, C. Loewes Beziehung, zu Berlin u. märk. Balladendichtern.
kalischen Persönlichkeiten. Das Jahr 1826 führte Loewe zweimal nach Berlin, im Juli und im September. Durch Marx wurde er mit Mendelssohn bekannt; letzteren schildert Loewe als „einen 18jährigen Jüngling, der liebenswürdig und artig war, und mir zwei neue Capriccios von seiner Komposition mit einer eminenten Fertigkeit vorspielte. Er spielt äusserst kon-ekt und sauber. Sein Vortrag ist weniger bedeutend. Ich werde ihn näher kennen lernen“. Loewe unterhandelte bei der Königlichen Intendanz wegen seiner nahezu vollendeten Oper „Rudolf der deutsche Herr“, welche dem Stoffe nach vor Jerusalem zur Zeit des Kreuzzuges Friedrich II. spielt. So lernte er die dafür in Betracht kommenden Persönlickeiten näher kennen, zunächst Geheim rat Tzschoppe und Konzertmeister Moeser, sodann Spontini, mit dem ihn bald engere Freundschaft verbinden sollte. Auch mit Kapellmeister J. Schneider, Heini’. Dorn, Hofrat Esperstedt, dem Universitätsrichter Bittkow, einem Hallenser Studienfreund, und dem Auditeur Gustav Nicolai verkehrte er. Letzterer, bekannt als Romanschriftsteller und musikalischer Rezensent, arbeitete damals für Loewe den Text zu dessen Oratorium „Die Zerstörung von Jerusalem“.
Im Herbst 1826 bildeten für seine Reise nach Berlin als nächstes Ziel die Berliner Musik Verleger. Da inzwischen seine ersten Balladen „Erlkönig“, „Edward“, „Elvershöh“, „Der späte Gast“ das grösste Aufsehen erregt hatten und er als Balladenkomponist eine Berühmtheit ersten Ranges geworden war, so bemühten sich die Verleger um den Erwerb der neuen Balladen. Er gab an Laue seine geniale Ballade „Wallhaide“; Schlesinger spielte er seine Sonate in E-dur vor; derselbe hielt sie für so vorzüglich, „dass sie für die jetzige schlechte Klingelperiode zu gut sei“. Im übrigen verhandelte er mit dem Geh. Oberfinanzrat v. Grunenthal und dem Dichter Herklots wegen seiner Oper. Auch mit Franz Kugler, der damals in Berlin studierte, ursprünglich Schüler Loewes vom Stettiner Gymnasium her, kam er mehrfach zusammen. Kugler gravierte für Loew’e ein Petschaft, verfasste auch auf Loewes Wunsch und nach seiner Angabe die balladenartige Dichtung „Scene eines Totentanzes“, von Loewe später genial komponiert. Ein sinniger Brief Loewes an Kugler, Petschaft wie Totentanz betreffend, mit der Anrede „Mein geliebter Franz!“ ist von mir veröffentlicht in der Einleitung zum VIII. Bande der bei ßreitkopf & Härtel erschienenen Loewe-Gesamt-Ausgabe, in welchem Bande auch die Totentanz-Komposition enthalten ist.
Vorübergehend war Loewe im Jahre 183Ü in Berlin. Er hörte allgemeines Klagen über die Zeiten; daher auch seine Besuche bei den Verlegern ohne rechten Erfolg. „Kaum eine Sonate oder Ballade, letztere- nur, wenn sie sehr leicht ist, sodass sie vom Fleck verkauft werden kann“. „Nichts Bedeutendes im Theater. Lebende Bilder: lauter Quengelei. In der Königstadt alle Tage Lindana, ein Wiener Spektakelstück;-