M. Runze, 0. LoPwes Beziehung, zu Berlin u. mark. Balladendichtern.
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kein Billet mehr zu Italien. Es macht grossen Eindruck auf das Publikum, wenn aus einem Maikäfer Soldaten hervorkommen. Die Blätter fallen von den Bäumen seit der Revolution in dem schauerlichen Paris. Die Paar Früchte der neueren Zeit werden aufgezehrt, und es treibt nichts Neues im Garten des Lebens“.
Günstiger gestaltete sich die allgemeine Lage wieder im Jahre 1832, und auch Loewe war mit seinem Aufenthalte in Berlin im März dieses Jahres sichtlich befriedigt Er gab ein Konzert in der Singakademie und führte mit grossem Glück eine Reihe verschiedenartigster eigener Kompositionen vor. Freilich waren ihm für die Aufführung grosse Hindernisse in den Weg gelegt. Auch eine Improvisation hatte er auf dem Programm ver- heissen. Dr. Fr. Foerster überbrachte ihm vom Fürsten A. v. Radziwill Goethes „Zauberlehrling“. Loewe löste die Aufgabe meisterhaft. Später schrieb er diese Improvisation auf. Sie findet sich in Baud XI der Loewe-Gesamt-Ausgabe. Loewe verkehrte damals besonders mit dem Fürsten Radziwill, der, durch seine Faust-Komposition bestens anerkannt, ihn ausserordentlich hoch schätzte, und Spontini, der damals unter Intriguen, die gegen ihn gesponnen wurden, zu leiden hatte. Loewes ehrliche Freundschaftsbezeugung gegenüber dem grossen Musiktragöden wirkte äusserst wohlthuend auf denselben. Gelegentlich eines Balladen- Abends, den Loewe bei Spontini gab, war dieser auf das Tiefste ergriffen; beim „Oluf“ „strömten ihm Thränen die Wangen herab“. Spontini führte im April desselben Jahres Loewes grosses Oratorium „Die Zerstörung von Jerusalem“ (das auch für die Gegenwart noch hohe Bedeutung beanspruchen dürfte) auf. Loewe war zu der Aufführung herübergekommen; auch der ganze Hof war zugegen. Um diese Zeit knüpfte er auch seine Verbindungen mit Raupach in Berlin an, der ihm eine Reihe dramatischer Texte lieferte, so „Das Märchen im Traum“, die antike Tragödie „Theinisto“ (dies besonders genial von Loew r e komponiert) „König Manfred“ und das Singspiel „Die 3 Wünsche“; letzteres nach dem Grimmschen Märchen „Der Reiche und der Arme“ verfasst.
Dezember 1833 rief ihn die Aufführung seines originellen, neue Bahnen einschlagenden Oratoriums „Die sieben Schäfer“ nach Berlin. Er selbst beschreibt diese höchst gelungene Aufführung genauer. „Madame Decker“, Mantius, Zschiesche, J. Krause wirkten u. a. mit. Loewe lernte bei dieser Gelegenheit auch uusern Ed. Grell kennen, mit dem ihn fortan innige Freundschaft verband. Unter den geselligen Annehmlichkeiten war ihm die anregendste die bei der Gemahlin des leider kurz vorher verschiedenen Fürsten A. v. Radziwill, Prinzessin Luise von Preussen. Dieselbe versicherte Loewe u. a., dass seine Balladen, besonders „Der Mutter Geist“, zu des Fürsten Lieblingsbeschäftigung in seinen letzten Wochen, Tagen, ja Stunden gehört hätten.
Auch der Generalintendant Graf Redern interessierte sich für
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