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P. (ö. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres
Kanzel ist zum Teil aus der Kerbschnitzschule der Meierei hervorgegangen. Die Altarbibel ist eine Stiftung Ihrer Majestät der Kaiserin. In Gegenwart der holten Frau wurde die Kapelle 1893 geweiht. 18 grosse, von Prof. Overbeck gemalte Fenster geben der Kapelle ein durchaus kirchliches Gepräge. Der an dio Kapelle sich anschliessende Festsaal für 1200 Personen mit Bühne, auf welcher 200 Personen Platz linden, dient der Meierei zu Theateraufführnngen, Theeabenden und Instruktionsstunden. In der Chorbrüstung befinden sich die Bildnisse aller Markgrafen, Kurfürsten und Könige des Hohenzollerngeschlechts. Im Museum wurde die Ausstellung von Kerbschnitzarbeiten, welche aus der Kerbschnitzschule des Instituts hervorgegaugen sind, besichtigt. Diese Erzeugnisse werden alljährlich in Verbindung mit denjenigen Arbeiten, welche der Frauen- Verein der Meierei liefert, im Dezember-Bazar zum Verkauf gestellt. Pläne, welche die Entwickelung des Geschäfts vor Augen führen, hingen an den Wänden des Museums. Anfangs waren für das Geschäft 25 jetzt sind 194 Wagen im Betriebe. Ein Schrank enthält Diplome und Medaillen für Leistungen auf Obst- und Fruchtausstellungen.
Nunmehr gelangte die Gesellschaft in die Fabrikräume. Zunächst iu den Sterilisierungsraum. Hier wird Flaschenmilch sterilisiert, welche an demselben Tage zum Verkauf gelangt. Es ist dies nur Kindermilch, welche von beständig untersuchten, mit Trockenfutter genährten Kühen kommt. Auch Vorzugskindermilch, die von 130 geimpften Kühen eigener Stallungen in Marienhain bei Coepenick hierhergelangt wird sterilisiert, indem die Milch 17 a Stunden unter strömendem Dampf einer Hitze von 105—110°C. ausgesetzt wird. An diesen Saal schliesst sich der Kühlraum: Nachdem die Milch pasteurisiert ist, läuft sie über Kühler von verzinnten Kupferröhren, durch welche Eiswasser rinnt. Die Reinigung der Milch geschieht liier durch Kiesfilter, welche aus geklärtem und sterilisiertem Flusskies bestehen. In dem nächsten Raume befindet sich das analytische, und daran anschliessend, das bakteriologische Laboratorium. In ersterem wird die Milch auf Fettgehalt und Fälschung untersucht, in letzterem befinden sich Versuchstiere (Meerschweinchen und Katzen), welche, wenn in Milch und Butter Tuberkeln enthalten sind — infolge der Impfuugsmethode reagieren. Geschieht dies, so ist Lieferant verpflichtet, die Kühe sofort aus dem Stall zu entfernen. Nach Besichtigung des Laboratoriums wurde die Gesellschaft in den Raum für Milchzucker geleitet. Der Zucker wird in grossen Vacuum-Apparaten hergestellt und in gemahlenem Zustande verkauft. Er dient als Zusatz für die Kindermilch. Aus den Rückständen wird milchsaures Eisen und milchsaurer Kalk gefertigt. In dem nebenliegenden Käseraum wird der aus süsser Milch gewonnene Weichkäse nach französischer Art hergestellt. Der Käse gelangt von hier in den Keller, um zu reifen. Nebenbei dient der Käseraum zur Erzeugung von Quarkkäse, der aus saurer Milch erzeugt wird.