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Kleine Mitteilungen.
Spuk in Haus Jessen bei Gassen, unweit Sommerfeld in der Niederlausitz (Kreis SorauA
In dem kastellartigen Schloss, in welchem ich zu der Zeit, als es noch dem 1901 in Berlin verstorbenen Rittmeister a. D. und Standesbeamten Krug gehörte, zwecks der Ausgrabung eines Brandgräberfeldes vom sog. niederlausitzer Typus einmal übernachtete, wurde mir im ersten Stockwerk auf dem Flur das Ölbild einer polnischen Starostin gezeigt, welches denjenigen der die Treppe hinauf kam, anzusehen schien. Fs ist das Bild einer jungen Adligen aus dem 18. Jahrhundert, die hier gewohnt haben soll und nachts umgeht, mit Schlüsseln klappert und die Türen zuwirft, überhaupt hat das alte Bauwerk etwas Unheimliches. Es befinden sich darin vermauerte Gemächer, die ihr Licht von oben her bekommen, oder ganz dunkel sind. Eins dieser Gemächer, die wohl zum Unterschlupf in Kriegsläuften dienten, wurde in meiner Gegenwart, nachdem der Maurer bereits vorgearbeitet, erbrochen. Es ergab sich jedoch nur ein vollständig leerer Raum. — Jessen war seit Anfang des 18. Jahrhunderts der Familie von Zeschau gehörig (Berghaus, Landbuch III. 718.) E, Fr.
Spuk in Quitzöbel bei Havelberg, Kreis West-Prignitz.
Im Schlosse geht zuweilen ein Fräulein um; man hört, dass die Türen plötzlich aufgerissen und mit grosser Gewalt wieder zugeworfen werden. (Mitgeteilt durch 2 alte Frauen aus Quitzöbel.) O. Monke.
„Der Kindel“ bei Lübars, Kreis Nieder-Barnim.
Von zwei sumpfigen Niederungen zwischen den Dörfern Lübars und Schönfliess eingeschlossen, liegt l / 3 Stunde östlich von Glienicke ein mit Kiefernwald bestandenes sehr bewegtes Terrain, welches im Volksmunde „der Kandel“ heisst. Die sumpfige, von vielen Gräben und einem munteren Bächlein, dem „Kin del fliess“ durchzogene Moorwiese zwischen Lübars und dem Walde führt den Namen „Kindel wiese“, und die Brücke, auf der wir das Kindelfliess überschreiten, heisst selbstverständlich „Kindel- bjuieke“, der See im Norden des Kindels der „Kindelsee“ und der Acker am Kindel das „Kindelfeld“.
Wo alles so kindlich ist, darf auch die kindliche Auffassung nicht fehlen, dass Freund Adebar hier sein Wesen treibt und den jungen Nachwuchs der Bewohner von Lübars und Schildow aus dem Kindelfliess holt. Freilich ist auch hier die dünne schwankende Rasendecke der Kindelwiese eher geeignet, den leichtfüssigen Freund Langbein, der hier so nebenher auch eigene Geschäfte treibt, zu tragen, als dem schweren Tritt des leichtsinnigen Wanderers Widerstand zu leisten, und es ist wohl glaublich, dass hier die Bewohner von Lübars und Schildow im Jahre 1807 auf einer trockenen Stelle Schutz vor den Franzosen suchten und fanden, wie mir ein alter Mann aus Lübars erzählte. Man hatte im Sumpf, der damals wegen des weit höheren Wasserstandes viel unzugänglicher war als heut, ein grosses Lager aufgeschlagen, das rings von dichtem Gebüsch umgeben war, welches es den Späherblicken der Feinde verbarg.