Kleine Mitteilungen
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Nur ein Kind aus Lübars, das sich wohl verlaufen hatte, fiel in die Hände der Franzosen, die es nun — vielleicht, weil sie im Dorfe keine Beute gemacht hatten — aus Rache in den hohen Sanddiinen am Waldesrande lebendig vergruben. Das Kindel soll schrecklich dabei geschrieen haben, und zum Andenken an diese grässliche Unthat hat man den Wald „den Kindel“ genannt.
Diese Erzählung erinnert an den Kindlismord bei Gersau am Vierwaldstätter See, wo die Kindlisinordkapelle die Stelle bezeichnet, an welcher nach einer alten Sage ein Spielmann sein hungerndes Kind tötete. Noch im Jahre 1893 sah ich in dieser Kapelle ein altes Gemälde, welches die Begebenheit darstellte, die sich nach Liitolf etwa folgenderinassen abgespielt hat. An der Treib war Hochzeit; der Spielmann hatte sein Kind mitgenommen; er gab ihm aber nichts zu essen, sondern labte sich nur selbst an Speise und Trank.
Abends fuhr er über den See heim nach Gersau; flehentlich bat das hungrige Kind den Vater um ein Stück Brot. Dieser versprach’s; doch sollte das Kind zuvor drei Rätsel lösen. Er fragte: „Was ist linder als der Vogelflaum?“ Das Kind entgegnete: „Der Mutter Schoss.“ „Was ist süsser denn Honigseim?“ „Die Muttermilch.“ „Und was ist härter als der Kieselstein?“ „Dein Vaterherz “ Jetzt ergriff der Unmensch das Kind, zerschmetterte es am Felsen und verbarg' die Leiche darunter. Später verriet sich der Vater, der unter die Kriegsleute gegangen war, selbst, als einst bei einem Zechgelage ein Kumpan die Behauptung aufstellte, dass nichts Böses verborgen bleibe. Der Missethäter behauptete dagegen, er wisse aber, dass dies nicht immer der Fall sei; doch wurde er dabei verlegen und errötete, und in der Verlegenheit verriet er sich selbst. Nun wurde er hingerichtet. An der Stelle des Mordes aber erbaute man um 1 570 die Kapelle.
Ähnliche Namen kommen auch anderwärts vor. Im Soldiner Kreise giebt es ein Vorwerk „Kinderfreude“, und Grässe berichtet von einem Schlosse auf dem „Kindelsberg“ (Westfalen), wo jener böse Ritter hauste, der zur Zeit der Teuerung in seinem Übermut Napfkuchen statt der Räder an die Achsen seines Wagens steckte. Eine wissenschaftliche Erklärung der Namen ist mir nicht bekannt, die volkstümliche beweist, dass der gemeine Mann aus dem Volke das Bedürfnis empfindet, sich bei allem, was er spricht, etwas zu denken.
0. Monke.
Der Frauenpfuhl zwischen Bergfelde und Birkenwerder (a. Nordbahn) beim Forsthaus Elseneck heisst deswegen Frauenpfuhl, weil in demselben früher Schafe von Frauen gewaschen werden.
Diese Erklärung wurde mir von einer alten Frau in Schönfiiess gegeben, die sich selber dort an der Schafwäsche beteiligt hat.
O. Monke.
Der Totschlag bei Quermaten, (30 Minuten südöstlich vom Bahnhof Gross-Behnitz Lehrter Bahn). Von der Chaussee Nauen-Brandenburg zweigt sich etwa 1 km östlich vom Bahnhof Gross-Behnitz eine über Gohlitz und Wacliow führende Chaussee ab
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