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Kleine Mitteilungen
Südlich vom Vorwerk Quennaten wurde um die Mitte der siebenziger Jahre an der Chaussee eine Frau ermordet und beraubt. Zu beiden Seiten des Weges ist das Terrain dort muldenförmig vertieft; die Mordstelle konnte daher von weitem nicht gut beobachtet werden. Der Mörder schleppte sein Opfer ins hohe Korn und Hess es dort liegen. Ich habe hier kurze Zeit nach dem Morde ein kleines gegen 25 cm hohes Kreuz aus Holz, schwarz angestrichen, stehen sehen. Am 19. Mai 1901 sah ich das Kreuz nicht mehr und fand daher die Mordstelle nicht. Sie liegt jedenfalls in der Nähe des Kilometersteins 2,4 etwa 5 Minuten von Guermaten.
Herr Lehrer Abel-Wachow teilte mir mit, dass die Mordstelle durch eine Linde bezeichnet sei, die im Volksmunde die „Trauerlinde“ genannt wird. Wenn man von Gross-Behnitz kommt; steht sie links am Wege; das schwarze Holzkreuz stand indessen rechts.
Vom Wetterschiessen. Der Volksglaube, dass man durch Geschützfeuer Hagelwolken aufiösen und vertreiben kann, ist auch in der Provinz Brandenburg auf dem Lande, auffallender Weise vorwiegend in der gebildeten Bevölkerung, weit verbreitet Versuche sind diesbezüglich bei uns wiederholt gemacht worden und sollen auch mitunter Erfolg gehabt haben. Nach dem jetzigen Stande des Wissens kann in der letztgedachten Reihe von Fällen wohl nur der Zufall obgewaltet haben. Immerhin ist die Angelegenheit sowohl vom Standpunkt der Volkskunde als auch von dem der Wetterkunde wichtig genug, um einmal zu hören, wie die Männer der Wissenschaft über die Sache denken. Dies ist in der nachfolgenden, vorzüglich referierenden Mitteilung der „Täglichen Rundschau“ vom 2. April 1901 (No. 15ß'i zum Ausdruck gebracht.
Auf dem Meteorologischen Kongress, der jetzt zu Stuttgart tagt, hielt Prof. Dr. Pernter (Wien) einen bemerkenswerten Vortrag über das Wetter- scliiessen. Wie unsern Lesern aus einer Reihe von Artikeln bekannt ist, die wir vor einem halben Jahr veröffentlichten , wurde das neuzeitliche Wetterschiessen vor 5 Jahren von dem Bürgermeister Stiger von Windisch- Feistritz wieder neu aufgenoinmen. Man glaubte, dass der aus dem Schalltrichter (der auf einen Böller gesetzt war) beim Schiessen herausfahrende Luftwirbelring in die Wolken eindringe und dort durch seine mechanische Einwirkung die Hagelbildung stören könnte. Der Wirbel geht jedoch nicht viel höher als 300 Meter. Zuletzt verliert der Schuss ausserordentlich an Kraft. Von den lü Sekunden, die der ganze Schuss für die Strecke brauchte, kamen allein 9,5 Sekunden für die letzten 50 Meter. Hagelwetter gehen allerdings nicht höher als 700 Meter; das Schiessen hätte also nur dann Erfolg, wenn die Schussstelle sich etwa in einer Höhe von 500 Metern befindet. In Windisch-Fristritz ist das allerdings der Fall. Prof. Jemler giebt seine Ansicht dahin ab, dass von einer direkten zerstörenden Einwirkitng der Luftwirbel auf die Hagelwolken nicht die Rede sein könne. Sollte sich aber der zähe Glaube der Schiesser an die gute Wirkung wirklich bewahrheiten, so sind es jedenfalls andere Vorgänge,