Dr.M.Ruuze, Loewe als Hohenzollernsiinger u.s.Bezieh.zu Inedr. Wilhelm IV. 353
belindet sich auf der königlichen Hausbibliothek im Schlosse allhier. Persönlich lernte der Kronprinz Loewe kennen im Jahre 1826 bei dem kunstsinnigen Bischof (damalige Bezeichnung für den Generalsuperinten- denten) Ritschl in Stettin. Letzterer (Vater des berühmten Göttinger Theologen Albrecht R.) war auch im musikalischen Urteil eine Autorität. Loewe sang damals dem Kronprinzen mehrere Gesänge seiner Komposition vor, namentlich Gesänge nach Byronscher Dichtung. Der Prinz äusserte sich sehr günstig über seine Art der Auffassung.
Über die erneuerte Bekanntschaft im Jahre 1832 erzählt Loewe: „Der hohe Herr sagte mir viel Anerkennendes über mein Oratorium (Die Zerstörung von Jerusalem), dann leitete der Prinz das Gespräch auf alte Musik, und ich erkannte bald, wie bewandert er in der alten italienischen Musik sei. Er fragte nach meinen neuesten Kompositionen, und ich erzählte ihm von einer neuen eines geistlichen Liedes von Elisa von der Recke: „Christi Huld gegen Petrus“. Se. Königliche Hoheit bat mich, ihm dieses Lied in einer Abschrift einzusenden.“ Audi dies Lied belindet sich samt jenen anderen Loeweschen Werken, welche vordem im Musik-Salon König Friedrich Wilhelms IV. in Sanssouci waren, jetzt auf der Königlichen Hausbibliothek. Loewe hatte es bald darauf „Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen von Preusseu, seinem gnädigsten Herrn und Statthalter“ überreicht. Kürzlich habe ich zu diesem tiefempfundenen und stimmungsvollen geistlichen Liede (As-dur; Larghetto) auch die erste Skizze aufgefunden.
Kronprinz Friedrich Wilhelm kam häufiger nach Stettin; besondere Anziehungskraft dürfte für ihn auch das ruhmreiche 2. Infanterie-Regiment geübt haben, dessen Chef er seit 1815 war, und das seit seinem Regierungsantritt zum „Königsregiment“ ernannt ward. Der Prinz besuchte bei solchen Gelegenheiten mit Vorliebe die Jakobikirche. Loewes Tochter Julie erzählt von einem solchen Besuche desselben — es dürfte Ende der zwanziger Jahre gewesen sein —, als auch Loewe zugleich in der Kirche anwesend war. Dem hier zwischen beiden geführten Gespräche soll Loewe die erste Anregung zur Schaffung der neuen Form des Oratoriums verdankt haben, wie solches mit den „Sieben Schläfern“ in die Musikliteratur von ihm eingeführt wurde. Notizen von einem alten Schüler Loewes aus jener Zeit bestätigen solche Begegnungen Loewes mit dem hohen Herrn noch in späteren Tagen: „Der hochseligo König Friedrich Wilhelm IV. besuchte stets die Jakobikirche, falls er an einem Sonntage in Stettin weilte. Einmal war ich Zeuge, wie des Königs Majestät, nur von seinem Adjutanten begleitet, unangemeldet vor dem Portal der Kirche vorgefahren kam und dieselbe betrat. Kurz zuvor w r ar Loewe auch eingetreten. Den König begriissend, erbot er sich natürlich sofort zu seinem Führer und öffnete ihm das Chor, welches die Majestät zu besuchen pflegte. Das darauf folgende