Heft 
(1902) 11
Seite
355
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Dr. M.Runze,Loewe alsHohenzollernsäuger u. s.Bezieh. zuFriedr. WilhelmIV. 355

Ich hoffe nämlicl], das Lied wird Sie wüthejjd begeistern und Sie werden Loewe begeistern und ihn dahin bringen, dass er es in fassliche Musik setze, auf dass unser Kriegsvolk zuweilen vom baskischen Helden singe. Schade ist, dass Sie uns liier nicht haben besuchen können. Ich hätte Sie gern zu dieser nun schriftlich gegebenen Kommission in eigner Person geheizt. Das Lied ist so aus einem Guss. Da darin zuletzt die Esel auf des Löwen Grab tanzen, wärs schön, wenn unser Loewe über jener Eseln Stall brüllte. 0 welch schlechter Witz!

Ach mir ist nicht witzig zu Mut. Des teuren Onkels Tod*) und die letzten Ehren, die wir ihm heut erwiesen, machen mich ganz schwermütig. Wieder ein Mann von Geist und Willen weniger! Gott helf uns.

Leben Sie wohl. Friedrich Wilhelm.

Dem Loewen meinen Gruss zuvor und meine Bitte dies schwung­haft zu komponieren.

Loewe machte sich sofort an die Arbeit; dieselbe wurde bei er­neuter Anwesenheit des Kronprinzen im Herbste 1837 in Stettin dem­selben von dem Sängerchor der beiden pommerschen Grenadier-Regi­menter No 2, (dessen Chef der Kronprinz war, nachmalszum Königs­regiment erhoben) und No. 9 (heute das Regiment Colberg), vor dem Fenster seines Absteigecjuartiers im Ständehaus vorgetragen.

Unter dem 1. März 1838 schreibt Kronprinz Friedrich Wilhelm, dem Loewe inzwischen die sauber ausgeschriebene Romanze in ver­schiedensten Arrangements hatte überreichen lassen, folgenden eigen­händigen Brief:

Heute finde ich Ihren Brief vom 15. Januar und erinnere mich zu meinem Schrecken, dass ich Ihnen kein Wort des Dankes fürZuinala- carraguy und für die Musiksendung gesagt habe. Festeres Gedicht haben Sie ganz Ihrer würdig, mein bester Loewe, in Musik gesetzt. Haben Sie auch vielleicht die Soldatenkehlen anderweitig mehrstimmig bedacht? Ich möchte es gern unter dieselben in Schwang bringen. Unter Ihren horazischen Liedern entzückt mich ganz vorzüglich der bandusische Quell.

Ich sage Ihnen meinen herzlichsten Dank für den neuen, schönen Genuss, den ich Ihnen schuldig bin.

Auf Wiedersehen. Friedrich Wilhelm.

Das Jahr 1837 dürfte schon vorher, etwa Mitte Juni, den Kron­prinzen nach Stettin geführt haben. Wenigstens ist aus einem Briefe Loewes, den er unter dem 28. Juni 1837 an Wagenführ schreibt, solches zu schli essen. Loewe macht nämlich Mitteilung von seinem nachihals

*) Gemeint ist Herzog Karl Friedrich August von Mecklenburg-Strelitz, dessen Todestag war der 21. Sept. 1837; demnach ist die Abfassungszeit des Briefes zu be­stimmen.