356 Dr.M.Rnnze, Loewe als Hohenzollernsänger u.s. Bezieh, zuFriedr. Wilhelm IV.
so berühmt gewordenen „Fpdericus Rex“ und schreibt: „Der Kronprinz hat es sich von den Soldaten und mir wiederholt Vorsingen lassen und mir wiederholt Seinen höchsten Beifall zu erkennen gegeben“
Auch als König bewahrte Friedrich Wilhelm dem Stettiner Meister seine besondere Gönnerschaft. Hiervon legt u. a. folgender Brief des Königs*) Zeugnis ab:
„Wie können Sie glauben, bester Loewe, dass ich den „Palestrina“ „vorübergehen lasse, ohne ihn zu hören, wenn ich irgend kann. Haben „Sie heut Abend nichts mit den Proben vor, oder wollen Sie nicht die „Lind hören — nur in diesem Fall — frage ich Sie, ob Sie Uns heut „Abend 8 Uhr hier in Ch. besuchen wollen und Uns vielleicht Neues „von Ihren Kompositionen mitbringen. Lassen Sie mir nur mündlich „durch den Boten Antwort geben. Friedrich Wilhelm.
„Charlottenburg, den 16. Dez. 1845.“
Wie L. Giesebrecht, Loewes dichterischer Freund, mitteilt, hatte sich der König über dieses Oratorium, das er schon vordem in Stettin gehört, sehr günstig geäussert, und in demselben einen bedeutenden Fortschritt gegen die sieben Schläfer gefunden.
Loewe erzählt später: „Nachdem er den Thron bestiegen hatte, beehrte Friedrich Wilhelm IV. auch das Haus des jetzigen Feldmarschall von Wrangel, der,damals der kommandierende General in Stettin war, sowie die Salons des Oberpräsidenten von Bonin mit seiner Gegenwart. In diesen Häusern hatte ich Gelegenheit, dem kunstsinnigen Fürsten und selten liebenswürdigen Mann meine Balladen vorzutragen.
Er gewann diese bald so lieb, dass er mich oft an seinen .Hof befahl. Einmal musste ich acht Tage hindurch in Potsdam bleiben und des Abends vor ihm singen.**)
Er hat mir seine Huld und Gnade auch als König bewahrt, und viele Jahre hindurch liess er sich meine neuen Kompositionen vortragen.
*) Loewe schrieb u. d. 16. Dez. 1845 von Berlin an den König: „Euere Majestät haben bei meiner letzten Anwesenheit in Potsdam mir die Aufmunterung geschenkt, mich zu veranlassen, mein Oratorium „Palestrina“ in der Singakademie hierselbst zur Aufführung zu bringen“ und ladet Seine Majestät ein, der Aufführung beizmvohnen. Der König)wandte das Blatt von Loewes Brief und schrieb, wie oben. Beide Briefe sind in meinem Besitz.
**) Rauch schreibt u. d. 31. Januar 1848: „Abends bei Ihren Majestäten, wo der Musikdir. Loewe seine schöne Komposition „Das Gebet des Propheten“ gesungen, Lieut. v. TTseinen)Fisclier von Goethe, Kaiser Heinrich etc. aufm Klavier begleitend vortrug. Diese an so)ruhigem Orte in allen Tlieilen vortrefflich accentuirten Musikstücke, vom Meister selbst^ vorgetragen, war ein Genuss, der mir selten gewährt ist. Der König zeichnete mir die Aufgabe einer Gruppe „Moses im Gebet“ zur Skizzirung auf.“ So entstand auf Grund des (verschollenen) Loeweschen „Gebet des Propheten“ Rauchs berühmte Moses Gruppe.