Heft 
(1902) 11
Seite
359
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Dr. M. Rnnze, Loewe alsHohenzollernsanger u. s.Bezieh, zuFriedr. Wilhelm IV. 359

Teil ganz köstlichen,Geistlichen Gesänge (op. 22, 2 Hefte) huldvollst entgegen. Und noch im Jahre 1862 gewährte sie dem Meister auf seinen Wunsch, dass er einige Gebete aus dem Gebetbuclie des hoch­seligen Gemahls komponieren durfte; nach baldiger Uebersendung der­selben empfing Loewe von der hohen Frau ein herzlich gehaltenes Schreiben voller Wertschätzung und Wohlwollens.

Der persönlichen Anregung König Friedrich Wilhelms IY. ist die Entstehung einer ganzen Reihe Loewescher Kompositionen zu ver­danken, so vor allem die grossartige, ebenso tief wie prächtig ge­haltene, dabei im edelsten Balladenstil einherfliessende alte Maurenballade Der Sturm von Alhama, op. 54; sodann die KantateDie Hochzeit der Thetis und das OratoriumPolus von Atella.

Übrigens wahrte Loewe seinem königlichen Herrn und Gönner gegenüber seine Selbständigkeit. Eine Aufforderung ganz an den königlichen Hof überzusiedeln, um in der Nähe des Königs zu bleiben, schlug er aus. Er wollte doch lieber in Stettin im Schweisse seines Angesichts sein Brot verdienen, um nebenher Balladen zu kom­ponieren. Er fürchtete, in Berlin und am Hofe lebend, würde seine Originalität beinträchtigt werden.Dann kann ich ja gar keine Balladen mehr komponieren äusserte er einmal mit Bezug hierauf. Auch er­zählte er, bestimmend für seine Ablehnung des Königlichen Wunsches sei ein Traum gewesen, den er gehabt. Ihm sei nämlich der alte Fritz erschienen, habe ihn vorwurfsvoll angesehen und zu ihm gesagt: ;,Er Narr! Er isst Herrenbrot und will Gnadenbrot!

Dieselbe Liebe und Treue übertrug Loewe später auch auf den grossen Bruder des kunstliebenden Königs, unsern gefeierten König und Helden Wilhelm 1. Und auch der grosse König blieb in gleicher Weise wie sein edler Bruder Loewe zugethan.

Die Hohenzollernballaden und -Gesänge Loewes hatte ich im Jahre 1898 bei Breitkopf & Haertel in dem Loewe-Hohenzollern- Album herausgegeben, und zwar in Band I deren 19 für Männerchor, in Band II deren KJ für 1 Singstimme mit Klavierbegleitung. In­zwischen ward mir Gelegenheit, eine ganze Anzahl der interessantesten Hohenzollerngesänge neu aufzufinden, die noch nie gedruckt gewesen, ja von deren Existenz niemand bisher eine Ahnung gehabt; dieselben sind dem Bande II einverleibt. Die so entstehende zweite Ausgabe dieses Werkes bildet zugleich den V. Band der von mir besorgten Loeweschen Gesamtausgabe in XVII Bänden bei Breitkopf & Härtel und erschien November 1899.

Die erste Ballade, welche Loewe im Hinblick auf Hohenzollern schrieb und veröffentlichte, behandelt eine Denkmalsage vom grossen Kurfürsten und der Spreejungfrau, die indes nicht Lokalsage ist oder dazu geworden ist, sondern vom Dichter Friedrich vonKurowski-Eichen frei