Heft 
(1902) 11
Seite
363
Einzelbild herunterladen

Dr.M. Runze, Loewe als Hohenzollemsänger u. s. Bezieh. zuFriedr. WilhelmIV. 363

Geschichte für die spätesten Zeilen von der grössten Wichtigkeit sein, da Höchstdieselben unter den Ausspicien unseres Allergnädigsten Königs und Herrn für die Gründung einer Marine Sich ein unsterbliches Ver­dienst längst erworben haben. Solch eine Grösse und Höhe durch eine Melodie zu verherrlichen, die, einfach, auch im Munde der Matrosen ge­sungen werden könnte, war mein innigstes Bestreben. Wenn ich mit meinem besten Wollen hinter einer so grossen Aufgabe zurückgeblieben sein sollte, so bitte ich im Voraus Ew. Königliche Hoheit ganz auf­richtig und demütig um Verzeihung.

Von der Komposition war indes keine Spur aufzufinden. Da, durch Zufall, fiel mir ein vergilbtes Blatt aus Loewes Nachlass in die Hände, auf dem die Skizze einer Arie befindlich.

Die Kehrseite enthält oben Noten ohne Text; in der Mitte die Skizze eines Volksliedes, unten kreuz und quer Reste oder Anfänge eines Gedichtes durchstrichen und durchschrieben. Letzteres erwies sich als auf die preussisclie Marine bezüglich. Die wenigen Zeilen, die darin metrisch abgerundet, regten mich an, dieselben unter die Noten zu legen, welche die obere Hälfte des Blattes füllten. Es wollte nicht gehen. Die Gepflogenheit Loewes bei seinem Entwurf am Kopfende den Schluss niederzuschreiben, und in der Mitte den Anfang seiner Kom­position, machte mich findiger. Auf den Mittelsatz der Noten passten jene Dichtungsverse nach Form und Inhalt in überraschender Weise. Die Noten eben bildeten ganz unverkennbar den mehrgliedrigen Kehrreim!

Ob eine fertige Dichtung von jenem Randow Vorgelegen hat, scheint mir jetzt zweifelhaft; ich glaube jetzt, dass Loewe das Gedicht selbst verfasste und mit ihm nicht ganz ins Reine kam. Aus seinen Anfängen, die sich in wirrem Durcheinanderschreiben darbieten, habe ich versucht ein Ganzes zu formen. So habe ich dieses in der Melodie schwung­haftepreussisclie Marinelied hergestellt. Mein verehrter Mitarbeiter an der grossen Loewe-Ausgabe bei Breitkopf und Härtel Herr Fritz H. Sch neider hat die vorzüglich gelungene Begleitung dazu gesetzt, mein Schwager Gesko de Grahl mit einer genial entworfenen Titel- Umrahmung geschmückt, und das Lied ist so nach 43 Jahren in alle Welt gegangen. Es ist sodann als Nr. 13 aufgenommen in Band V meiner Loewe-Gesamt-Ausgabe. Nachweislich war es früher nie er­schienen und auch dem Prinzen Adalbert nie überreicht worden. S. M. der Kaiser hat es nun neuerdings entgegenzunehmen geruht und der Königlichen Hausbibliothek einverleibt.

Bedeutsam ist der wahrhaft prophetische Geist, mit dem Loewe mit Bezug auf Deutschlands dereinstige Grösse und seinen dieserhalb zu erfüllenden kolonialen Beruf in die Zukunft schaut:

25 :