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13. (5. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
Im übrigen bin ich weder Kosinologe noch Astronom und daher nicht entfernt in der Lage — gleich wie wahrscheinlich fast alle heut hier Anwesenden — die Hildebrandtsche Theorie auf ihre Richtigkeit zu prüfen.
Gleichwohl ist die Vergletscherung unserer Gegend ein überaus wichtiger Gegenstand, der stets die vollste Beachtung der Heimatskunde linden wird, namentlich in Verbindung mit der Beeinflussung der Pflanzen- und Tierwelt, insbesondere auch mit dem frühesten Auftreten der Menschen bei uns.
Uber letztere Punkte giebt, ich wiederhole es dankbar, die Ililde- brandtsche Schrift eine grosse Menge von'Lehrstoff. Der Verf. versucht sich auch in einer Chronologie des Glaziärs S. 127 wie folgt:
1. Eiszeit: 530 000—510 000 mit kurzer Abschmelzperiode;
II. Eiszeit: 425 000—385 000 mit 50—60 O0Ojäriger Abschmelzperiode;
III. Eiszeit: 205 000—250 (XX) mit kurzer Abselmielzperiode;
IV. Eiszeit: 55000—30000 mit20—25000 jähriger Abschmelzperiode, abgekürzt durch die Sintflutkatastrophe.
Aus astronomisch-rechnerischen Gründen ist II. der Ansicht, dass wir uns bereits wieder in einer Periode der thermometrischen Depression befinden, d. h. dass wir mit anderen Worten wenn auch langsam und kaum merkbar, so doch sicher einer neuen Vereisung der Erde entgegengehen. Von dieser pessimistischen Vorstellung dürfen wir uns vorläufig wohl mit der Devise erleichtern: apres nous de deluge. — Schlimmer klingt freilich die nachfolgende amerikanische Nachricht, über die bereits jetzt drohende Vereisung der Erde. Bekannt ist, so schreibt man uns, die Theorie, dass die zunehmende Erkaltung des Erdballs beziehungsweise der Sonne allmählich dazu führen werde, die Erdoberfläche in einen Zustand gänzlicher Vereisung übergehen zu lassen, mit dem dann selbstverständlich auch jedes Leben aufhören müsste. Immerhin hielt man dabei das tröstende Bewusstsein fest, dass diese für die Lebewelt verhängnissvolle Katastrophe in einer fernen Zukunft läge, die durch einen Zeitraum von unschätzbarer Länge von der Gegenwart getrennt wäre. Jetzt hat sich ein Prophet gefunden, der den Menschen mehr bange machen will, indem er verkündet, dass wir bereits im Beginn der Umwälzung stehen. Den Ruhm dieses Sehertums nimmt ein ameri- kanischer^Gelehrter, Leon Lewis, für sich in Anspruch. Er verkündet das Ilerannahen einer mindestens teilvveisen Zerstörung der heutigen Erdoberfläche durch Eis. Der Südpol ist, wie jeder weiss, von einer- weiten, wahrscheinlich im wesentlichen zusammenhängenden Landmasse umgeben, die ein Fortfliessen des auf ihr gebildeten Eises verhindert. Daraus aber folgt, dass sich das Eis um den Südpol fortgesetzt weiter anhäuft und schon jetzt einen Wall bildet, der an der Robertson-Bai