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13. (5. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
Bild des grossen Mannes und vielseitigsten aller Regenten zu geben. Seine Darstellung ist frisch und geisterfüllt. Sie ruht auf einer sicheren Kenntnis des historischen Lebens und auf feiner Beobachtung des menschlichen Getriebes überhaupt. Durchweg begnügt er sich nicht, die Tatsachen trocken anzuführen, sondern ist bestrebt, ihre psychologische Verknüpfung darzutun. So sucht er auch bei Friedrich vor allem die menschlichen Züge aufzuzeigen, wobei er seine natürlichen Schwächen unbekümmert hervorhebt. Recht zu statten kommt der Darstellung, dass der Verfasser viel authentische Worte des Königs einflicht: mündliche Äusserungen, Briefstellen, Sätze aus seinen Schriften, die berühmten Randbemerkungen und dergl., wodurch uns die einzige Gestalt besonders lebendig wird. Man hat oft darüber geklagt und hört die Klage auch wohl noch, dass der deutsche Gelehrte der Kunst, volkstümlich d. h. interessant und allgemeinverständlich zu schreiben, ermangele. Das Wort ist schon lange nicht mehr wahr, und dieses Buch straft es von neuem Lügen. Es stellt der Fähigkeit des Verfassers, eine Masse historischen Stoffes künstlerisch zu bewältigen, ein höchst günstiges Zeugnis aus.
Das Buch von Klee, das, wie ich schon bemerkte, für die „Jugend und das Volk“ berechnet ist, kann schon darum nicht so viel bieten wie das v. Petersdorffsche. Aber auch ihm muss man in Anbetracht seines Zweckes reiches Lob spenden. Auch in ihm ist die Darstellung reichhaltig und eindrücklich. Auch seinem Verfasser ist es geglückt, ein lebendiges Bild des Helden zu entwerfen.
Beiden Büchern gemeinsam ist noch, dass sie reichen Bilderschmuck zeigen. Bei einer illustrierten Geschichte Friedrichs des Grossen denkt man sogleich an das berühmte, zuerst im Jahre 184U erschienene Werk Kuglers, berühmter durch seinen Illustrator Adolph Menzel als seinen Verfasser Franz Kugler. Den künstlerisch Empfindenden erfüllt dabei der Unterschied der Zeiten ein wenig mit Wehmut, ln dem vor mehr als sechzig Jahren erschienenen Werk finden wir nach den Zeichnungen eines Meisters trefflich ausgeführte Holzschnitte, heute giebt, man nur mechanische Reproduktionen. Als Entschädigung kann dafür gelten, dass heute quantitativ um so mehr geboten wird uud dass es ferner doch auch für die geschilderte Zeit wertvoll und charakteristisch ist, dass nur in der dargestellten Periode selbst entstandene Bilder wiedergegeben werden. Dann wollen wir auch nicht übersehen, dass wir, wenn wir auch eine künstlerische Verarmung nicht leugnen können, uns dafür des wissenschaftlichen Fortschrittes rühmen und erfreuen können, in dem Kuglerschen Buch äussert sich ein geschickter Schriftsteller, in dem v. Petersdorffschen legt ein mit dem Stoff bis ins einzelnste vertrauter Historiker in anmutiger Form die Ergebnisse einer gewaltigen, seit Generationen geleisteten Summe von Forschungen vor. Ich sagte, dass heute quantitativ so viel geboten werde. In der Tat