Heft 
(1902) 11
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14. (6. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

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die Hand geben, zu einer richtigen Vorstellung gelangen. Die Be­siedelung des Teltow vollzog sich infolge der für die Kolonisten günstigen Bedingungen so rasch, dass bereits im 14. Jahrhundert diesesweite, dünn bevölkerte Sumpf- und Heideland mit den vielen Seen, Fennen und Sandschollen, den Laub- und Kieferwaldungen, den vielarmigen, wasserreichen, oft die Ufer übertretenden Flüssen vollkommen ger­manisiert war.

Die älteste Schmargendorfer Urkunde ist vom 17. Februar 1354 datiert, die zweite stammt aus dem Jahre 1370. In jener überlässt der Markgraf Ludwig, der Römer, dem Berliner Bürger Merkelin Pletner die Bede d. h. die von den Bauern ständig zu entrichtende jährliche Abgabe, das oberste Gericht, d. h. die Befugnis, Recht zu sprechen und den Wagendienst, worunter die Verpfllichtung der Bauern, einen Wagen zu stellen, zu verstellen ist. Diese drei Gerechtsamen bedeuteten erheb­liche Einnahmen, da infolge der nach deutschem Recht üblichen hohen Strafgelder die Jurisdiktion recht einträglich war, und da die Ver­pflichtung der Bauern, Wagen zu stellen, damals schon in Ackerfronden bezw. Dienstgeld umgewandelt war.

Aber Merkelin Pletner blieb nicht lange im Besitze dieser Rechte.

Die zweite Urkunde vom Jahre 1370 überträgt sie dem zu Ehren der Heiligen Johannes, Siegismund und Hugbert und der heiligen Jung­frauen Katharina Barbara und Dorothea gestifteten Altar in der Marien­kirche in Berlin. Wie der Verfasser zur Erläuterung dieser Tatsache bemerkt, waren derartige Schenkungen an Altäre in dieser Zeit etwas ganz Gebräuchliches.

Das i. J. 1375 von Karl IV., dem damaligen Markgrafen von Brandenburg, angelegte Landbuch enthält überMarggrevendorp folgende Angaben: es hat 42 Hufen; der Pfarrer hat zwei und Henning Wilmerstorp hat 11 Hufen zusammen. Von dem Altar in der Marienkirche heisst es, er hat Pacht und Zins von 20 Hufen, die Bede von 26 Hufen nebst Gewicht und Wagendienst.Den Rittern Lamcke Faltkner und Ruloff Wilmstorff gehören bedeutendere Abgaben, dem Bürger Ryke in Berlin und der Frau Bartholomäi in Mittenwalde geringere Hebungen. Die elf Kossäten in Schmargendorf haben jährlich einen Schilling und ein Huhn, der Krug hat jährlich 14 Schillinge zu zahlen (S. 11).

Spatz, der an alle wichtigeren Momente gute Reflexionen knüpft, bemerkt zu diesen Mitteilungen, wie sehr in unserer Mark im 14. Jahr­hundert der ritterschaftliche Besitz gegen den der Kirche und der Patrizier noch zurücktritt, und wie erst das 15. und 16. Jahrhundert eine Um­gestaltung bewirken. In dieser Zeit sucht sich der Adel auf dem platten Lande fest und ständig niederzulassen und die zerstreut liegenden Hufen, Rechte und Einkünfte nach Möglichkeit zu vereinigen und zu vergrössern. So gelaugte auch Schmargendorf, wie Dahlem, Steglitz, Klein-Maclinow und