Heft 
(1902) 11
Seite
443
Einzelbild herunterladen

443

14. (6, ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

in alle Einzelheiten zu folgen. Ich begnüge mich nur noch die Haupt- moniente kurz hervorzuheben und verweise im übrigen auf die wohl- gegliederte und übersichtliche Schrift selbst.

Im Jahre 1791 stand das Wilmersdorfsclie Haus auf zwei Augen. Friedrich Wilhelm II. benutzte diesen Umstand, um dem Minister v. Garnier zum Dank für seine Verdienste um das Zustandekommen des Allgemeinen Preussischen Landrechts die Anwartschaft auf seine Güter und Mitbelehnung zu erteilen. Der letzte von Wilmersdorf focht jedoch das Recht des Königs an und führte seinen Protest in drei Instanzen siegreich durch. 1799 kaufte der Graf Friedrich Heinrich von Podewils auf Gusow für 60 000 Thaler Schmargendorf nebst Dahlem mit allen Pertinenzien und Rechten. Er starb aber schon 1804 und von seinen Erben kaufte es der bekannte Kabinetsrat Friedrich Wilhelms III. Carl Friedrich Beyme für 80 000 Thaler. Dieselbe Humanität, die er in der Staatsverwaltung bewies, betätigte er auch seinen Schmargendorfer Unter­tanen gegenüber, denen er ein wohlwollender, milder Herr war. Nach seinem Tode im Jahre 1838 trat seine Tochter, die Gemahlin des Land­rats v. Gerlach auf Steglitz, den Besitz der väterlichen Güter an. Doch schon kurze Zeit darauf ging Schmargendorf durch Kauf in den Besitz des Staates über und wurde zusammen mit Steglitz uud Dahlem dem Königlichen Finanzministerium unterstellt. Grosse Schwierigkeiten ver­ursachte die durch die Stein-IIardenbergsche Gesetzgebung notwendig gewordene, seit langem vorbereitete Umwandlung des lassitischen Besitzes in freie Bauerngüter. Erst 1856 war das Werk beendet. Erst da wurden die zehn Hofwirte, die Schmargendorf besass, freie Bauern mit einem aus zusammenhängenden Morgen bestehenden Besitz an Ackerland, das ihnen zur ausschliesslichen, servitutfreien Benutzung überlassen wurde. Erst da standen die Schmargendorfer Bauern in wirtschaftlicher Beziehung vollkommen auf eigenen Füssen.

Der letzte Abschnitt behandelt die moderne Entwickelung des Ortes zu einem Gemeinwesen von nun überwiegend städtischem Charakter.

Der hübsch ausgestatteten Schrift sind neben Reproduktionen alter Porträts und Grabdenkmäler von Mitgliedern der Familie Wilmersdorf uud einer Abbildung des heutigen stattlichen Rathauses von Schmargen­dorf Faksimiles der Urkunde vom Jahre 1370 und eines Schreibens Wallen steins an den stellvertretenden Markgrafen Sigismund vom 22. September 1628 beigegeben. Dieses letztgenannte ist durch eine eigenhändige Randnotiz des Feldherren bemerkenswert.

XXVI. Herr Kustos Buchholz:

1. Das von Herrn Stadtbaurat Ludwig Hoffmann in einem ersten Bande herausgegebene grosse Architektur - WerkNeubauten der Stadt Berlin ist hier zur Ansicht ausgelegt. Es enthält die unter der Leitung des Herausgebers entworfenen und bis dahin bereits fertig