Kleine Mitteilungen.
451
Am häufigsten werden Erntearbeiter auf Feldern, die an Wälder grenzen, gebissen. Nach dem Mähen des Getreides suchen die Mäuse zwischen den Garben und anderen Schwaden Deckung, wo ihnen die Ottern eifrig nach- stellen. Gutes Sehuhzeug und Vorsicht schützen vor der Gefahr. Ähnliche Vorgänge hatten sich am Garten-Platze in der letzten Zeit schon wiederholt abgespielt; der .jüngste beweist, dass in der Mark doch noch mehr Kreuzottern vorhanden sind, als gewöhnlich angenommen wird.
Berl. Ztg. No. 402, 29. 8. 1900.
3. Eine Jagd auf Kreuzottern in der Nähe Berlins. Von R. Hoflschildt in Berlin. Im vorigen Jahre fand ich eine Zeitungsnotiz, dass ein gewisser Mattem eine Belohnung von 50 Mark für die Vertilgung von Kreuzottern erhalten hätte. Wir bilden hier einen kleinen Touristenklub, der fast jede Woche einen Ausflug in der Umgegend von Berlin macht, wobei wir meistens quer durch die Wälder streifen. Noch nie haben wir bei diesen Wanderungen ein Reptil angetroffen und da besagter Herr auch Mitglied des Vereins „Canaria“ ist, so bat ich denselben, ob er uns nicht mal auf solche interessante Jagd mitnehmen würde, was mir bereitwilligst zugesagt wurde. Vor ca. 14 Tagen wurde verabredet, gleich nach Tisch abzudampfen und war unser Ziel Spandau, das wir in einer halben Stunde mit der Stadtbahn erreichten. Glühend schien die Sonne auf uns hernieder und mancher Schweisstropfen wurde bei dieser Exkursion vergossen. Im nahen Schützenhause stärkten wir uns mit einer schönen Tasse Kaffee was auch das einzige war, was wir den ganzen Nachmittag erhielten. Durch einen herrlichen Eichenwald gelangten wir an üppigen Wiesen vorbei zu den Stellen, wo nach Mitteilungen unseres Mattem sich die Kreuzottern aufhalten. Vorher fanden wir eine kleine Blindschleiche und grüne Eidechse, die in das kleine Säckchen wunderten, da unser Freund für alles Verwendung hat. Die Beinkleider in die Stiefel gesteckt, wurden nun die Plätze abgesucht, welche sich die Kreuzottern als Lagerplätze aussuchen und werden namentlich erhöhte Erdhaufen in ausgetrockneten Sumpfgegenden bevorzugt, auf denen Erlen stehen, die teilweise von hohem Gras umgeben sind. Mücken und Stechfliegen setzten uns hier derartig zu, dass wir schon den Mut verloren, da wir bereits über zwei Stunden alles durchstreift hatten, ohne unsere Absicht zu erreichen. Hieran war aber die kolossale Hitze schuld, da sieh die Schlangen in Löcher etc. verkriechen, bis die Temperatur etwas abgekühlt ist. Immer ging es weiter in dem Luch, Uber Gräben und Sträucher, kreuz und quer, dabei immer Umschau haltend. Auf einmal tritt unser Freund in das Gras am Fusse einer Erle und zu seinen Füssen windet sich eine Kreuzotter, die von ihrem Peiniger loszukonnnen sucht. Mit einem Stückchen legt er dieselbe frei und holt aus der Tasche eine kurze Tollscheere, die unten zwei und oben einen Zinken hat. Im Augenblick hat er die Schlange kunstgerecht hinter den Kopf gefasst und präsentierte uns eine weibliche Kreuzotter, die die anständige Länge von mindestens 70 cm aufwies und welche er nun in das zweite Säckchen gleiten liess. Hierbei will ich nicht unterlassen zu erwähnen, dass die Kreuzotter lebendige Junge zur Welt bringt, die beim Ausschlüpfen schon eine Länge von 15—20 cm haben und auch sofort heissen. Nach diesem glücklichen Fange bekamen wir wieder Mut
31*