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Kleine Mitteilungen.
und trotzdem die Schweisstropfen von der Stirne rieselten, hielten wir wieder Umschau, doch wollte sich keine mehr zeigen. Wir trösteten uns mit dem Gedanken, wenigstens ein Exemplar erlegt zu haben und plauderten beim Abschreiten einer Wiese über unsere Erfolge bei der Kanarienzucht. Hierher, meine Herren, ruft Freund Mattem, um uns ein schönes Tier zu zeigen, das zusammengeringelt am Fusse eines Baumes lag. Mit einem Satz haftete sein Fuss auch auf dieser Otter, welche fast ebenso gross war, als die zuerst gefangene. An dieser demonstrierte er uns die Giftzlihne, indem er die Schlange mit der bewussten Tollscheere hochhob und konnten wir genau die gefährlichen Werkzeuge beobachten. Befriedigt Uber das Resultat lenkten wir unsere Schritte heimwärts uud erreichten nach fünfstündiger Wanderung die Abgangsstation, das Sehützenhaus, wo wir unsere ausgetrockneten Gaumen mit einer kühlen Weissen erfreuten. Beim Glase Bier in Berlin erzählte uns der Schlangenjäger noch folgendes: seit circa acht Jahren betreibt er das Geschäft eines Naturalien-Sammlers und sucht nicht nur alle Art Schlangen, sondern auch Larven, Käfer, Puppen, Molche, Salamander etc. überhaupt alles, was die Hochschulen und Naturalienkabinette zum Studium gebrauchen. Beispielsweise hatte er vorige Woche eine Lieferung von 50 Kreuzspinnen lür obige Anstalten. Voriges Jahr, wie auch vor zwei Jahren hat Herr Mattem vom Ministerium eine Belohnung von 50 Mark für die Vertilgung von Kreuzottern erhalten, von denen er im vorigen Jahre 508 Stück erlegt hat. An Tagen, namentlich wenn nach dem Regen die Sonne recht scheint, hat er schon einige 30 Stück mit nach Hause gebracht. Keine wird getötet, sie gelangen alle lebendig zum Verkauf resp. Versand und haben dieselben einen Preis von (JO Pfennig bis 1,50 Mk. Berechnet man nun, dass dieser eine Sammler in den acht Jahren seiner Tätigkeit mindestens 2500 Kreuzottern vertilgt hat, so wird man es gerechtfertigt finden, wenn die hohe Behörde ihm eine Prämie darauf bewilligt. Ferner ist hierbei zu berücksichtigen, dass von den Kreuzottern die Hälfte weiblich sind, von denen jede durchschnittlich 10 Junge zur Welt bringt, so ist unsere Umgegend auf diese Weise in acht Jahren um mindestens 12 500 der giftigen Reptilien vermindert worden. Herr Mattem besitzt einen Freibrief, der es ihm gestattet, überall umherzustreifen und wird er von jedem Forstbeamten gern gesehen. (Aus den Blättern für Kanarienzucht abgedruckt in der Berliner Tierzeitung
vom 15. August 1897.)
4. Dass Herr Mattem auch seither seine Kreuzzüge gegen die Kreuz
otter unentwegt fortsetzt, beweist folgende Angabe. Dem bekannten Schlangei\jäger Schuhmachermeister II. Mattem, Chorinerstrasse 72, hat der Minister des Inneren zum sechsten Male eine Prämie von 50 Mark bewilligt und zwar für das Fangen von Kreuzottern. Muttern hat im Jahre 1899 nicht weniger als 522 Kreuzottern gefangen. B. T. Bl. 24. 10. 1900.
5. Kreuzottern. Der Schüler Paul Gross aus Mehlsack in Ostpreussen
wurde kürzlich im Engelswalder Walde von einer Kreuzotter beim Beerenlesen in den Fuss gebissen und musste sofort nach Hause getragen werden, woselbst ärztliche Hilfe zur Stelle war. Trotzdem schwebt der Knabe zur Zeit noch in Lebensgefahr. Berl. Ztg. 22. 7. 1900.