Heft 
(1902) 11
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Kleine Mitteilungen

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in Eisass - Lothringen, in Luxemburg und Belgien blüht dieser Zweig der Viehzucht, der grössere Ausdehnungen angenommen hat, als man denken sollte. Ein einziger Froschzüchter zum Beispiel liefert während der Frosch­saison wöchentlich 25 000 Frösche nach Baris, von denen einzig und allein das Ilinterviertel, die Schenkel, in allen möglichen Zubereitungen als Delikatesse genossen werden. In Teichen, besonders in solchen mit Zu- und Abfluss, nisten diese lieblich singenden Tierchen, um sich im Frühling zur Jagd in die umliegenden Wiesen und Felder zu begeben, von wo sie beim llerannahen des Winters getreulich wieder in ihren Ileimatsteieh zurück­kehren. Denn ein draussen von der Killte überraschter Frosch ist ein toter Frosch, während das Überwintern in den Tiefen der Teichgewässer ein leichtes für ihn ist. In wohl mit Insekten und ähnlichen jagdbaren Getier besetzten Teichen rühren sich die Frösche wohl auch während des ganzen Jahres nicht aus dem feuchten Elemente heraus. Während, wie schon be­merkt, in Frankreich und auch in Deutschland nur die Schenkel der Frösche genossen werden, wird in manchen Teilen Italiens das ganze Wild vom Kopf bis zum Fuss verspeist.

Da der Froschschenkel - Konsum in Berlin beständig zu und die Zahl der jagdbaren Frösche bei Berlin immer mehr abnimmt, so wäre die Anlegung einer Froschzucht als Nebengewerbe manchem, der sich ein Sümmchen all­jährlich ohne sonderliche Mühe verdienen will, sehr ratsam. Es handelt sich allemal hier um den eigentlichen Wasserfrosch, im Volksmundcder grüne Jäger genannt, sowie um die seltnere Nebenform oder Nebenart den Kiesenfrosch (Kana ridibundn-fortis). Der sogen. Taufroseh und seine mehr ländlichen Verwandten, ebenso der Laubfrosch, unser Wetter-ITophet, werden nicht gegessen. 3. Nov. 1901. E. Friedei.

12. Courtol, der Schlangentöter, ist zweifellos einer der eigen­artigsten Menschen in Frankreich. Er ist der glückliche Besitzer zweier voll­ständigen Anzüge aus Schlangenhaut und trägt auch eine spitze Mütze aus demselben Stoffe. Courtol ist der Schrecken aller Vipern, von denen es in der Umgegend der oberen Loire wimmelt. Ohne Courtol wäre wegen der Unmenge von Giftschlangen jenes Land übel daran. Die Behörden beschlossen, auf den Kopf jeder Giftschlange einen Breis von 25 Centimes zu setzen. Diese weise Massnahme hat Courtol auf die Laufbahn gezogen, die ihn gross ge­macht hat. Innerhalb kurzer Zeit schlug er jede Konkurrenz aus dem Felde, und der Ruhm seines Namens erscholl über ganz Frankreich, so dass Calmette, der Direktor des Pasteur-Institutes in Lille und Erfinder eines Ileilblutes gegen Schlangengift, für seine Arbeiten über das Schlangengift Courtol zum Mitarbeiter nahm. Dieser einfache Bauernsohn wurde als Lieferant lebendiger Giftschlangen engagiert Es stellten sich aber andere Schwierigkeiten ein, indem die Eisenbahngesellschaft nach einiger Zeit die Beförderung der lebenden Giftschlangen zwischen dem Wohnorte Courtols und Lille ablehnte. Es hatten sich nämlich einige Male Giftschlangen während der Fahrt auf den Eisenbahnzügen aus der Verpackung befreit und eine Panik unter den be­gleitenden Beamten angerichtet Seitdem bat sich Courtol wieder an den von der Behörde ausgesetzten Lohn von 25 Centimes für .jede getötete Schlange halten müssen. Jeden Morgen zieht er mit einem einfachen Stock