Heft 
(1902) 11
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Kleine Mitteilungen

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bewaffnet ins Gehölz und kehrt nach zweistündiger Jagd regelmässig mit etwa 30 der Ungeheuer, teils als Toten, teils als Gefangenen, zurück. Eine solche Leistung mögen nur wenige Leute nachahmen können, denn die Gift­schlangen sind für das ungeübte Auge bekanntlich häufig von der Färbung des Erdbodens gar nicht zu unterscheiden, die sie vielfach nacliahmen; auf schwarzen Basaltfelsen nehmen sie eine bläulich schwarze Färbung an, eine rötliche auf roten vulkanischen Gesteinen. All solchen Listen zum Trotz entgeht dem Schlangentöter von Haute Loire kein einziges der giftigen Tiere. Er kennt ihre Sitten und Gewohnheiten aufs genaueste, er kennt die Stunden und das Wetter, die sie aus ihren Schlupfwinkeln hervorlocken, er kennt den Wind, den sie für ihre Spaziergänge bevorzugen. So befreit Courtol, der Schlangentöter, seine Heimat jährlich von über 4000 dieser Heptilien und bezieht für diese Beschäftigung die hübsche Einnahme von 10O00 Francs jährlich. B. T. Bl. 18. 7. 1900.

13 Die gelbe Unke (Bombinator bombinus L.) als Fischfeind. Verschluckte Brut von Cyprinus carassius und Leucaspius delineatus und Eier von Cyprinus carpio. Allg. Fischerei-Zeitung vom 4. Juli 1894, München, S. 250. Die Gelbunke kommt mehr in den gebirgigen Teilen Deutschlands vor. Übrigens verschluckt unsere gewöhnliche Feuer-Unke (Bombinator igneus), die z. B. in den verlassenen Kalksteinbrüchen bei Rüdersdorf häufig ist, ebenfalls Fischbrut, wo sie ihrer habhaft werden kann.

E. Friedel.

14. Eine Froschwanderung. Eine höchst merkwürdige Beob­achtung teilt ein in der Nähe der englischen Stadt Birmingham wohnhafter Mitarbeiter der LondonerNature mit. Am 5. Juli ging der Betreffende nachmittags nach dem nächsten Dorfe und traf auf eine geradezu ungeheure Ansammlung von Fröschen, über die er hinwegschreiten musste. Sie be­deckten die ganze Landstrasse derart, dass der Wanderer auf den Zehen gehen musste, um nicht bei jedem Schritt auf eines der Tiere zu treten. So ging es etwa 400 Ellen weit fort, bis das Froschheer in einer scharfen Linie endete, ebenso wie auch sein Anfang scharf begrenzt gewesen war. In der Umgebung war auf der Landstrasse nirgends ein einziger Frosch zu sehen. Das nächste Wasser war mindestens eine Fünftelmeile entfernt, was die Erscheinung noch sonderbarer machte. Die Frösche waren sehr klein, in ihrem ausgewachsenen Zustande etwa 10 Tage alt. Von der unglaub­lichen Menge der Tiere gab die Erzählung der Bewohner eines einzelnen Landhauses eine Vorstellung, das etwa 200 Meter von dem Beginn des Schwarmes an der Landstrasse liegt. Dieses Haus war von den Fröschen, die sich plötzlich um die Mittagszeit eines Tages einstellten, buchstäblich belagert worden; sie drangen durch jede Öffnung in den Garten und in das Haus ein, so dass alle Räume, sowie alle Wege trnd Beete des Gartens von den Tieren in Besitz genommen wurden. Die Leute, die das Haus seit 4'/, Jahren bewohnten, hatten noch niemals etwas Ähnliches erlebt, obgleich sie bei nassem Wetter wohl einzelne Frösche über die Landstrasse herüber­kommen gesehen hatten. Sie konnten siclr des Überfalles nicht anders er­wehren, als dass sie die Amphibien mit dem Besen zu den lliren hinaus­kehrten. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Schwarm junger Frosch-