Heft 
(1903) 12
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15. (7. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

Es wäre zu wünschen, dass das Preussische Unterrichts-Ministerium einen ähnlichen Erlass an die Preussischen Städte erliesse.

Erinnerungs- und Erklärungs-Tafeln in Bronze, mit von mir ent­worfenen Inschriften, sind bekanntlich auf dem grösseren Hofe des berlinischen Rathauses über den Portalen angebracht, allein dieselben beziehen sich nur auf die Geschichte des neuen Rathauses.

Ähnlich vergegenwärtigen die beiden unteren Reliefs am Eosanderschen Portal des Königlichen Schlosses, von Professor Otto Lessing modelliert, kürzlich in echtem Material ausgeführt, zwei bedeutsame Momente aus der Geschichte des alten Schlosses. Das linke Relief stellt die Grundstein­legung im Juli 1443 dar, und über ihm steht folgende Inschrift: Friedrich II. Churfuerst zu Brandenburg XXI. Jul. MCCCCXLIII.

Iss wol einen idermann weitlick, dat wy sint all unsse levedage na hader edder krige ny bestan gewesst, und begernn noch hutiges dages nicht anders, dann men ere unnd rechts.

(Es ist wohl einem jeden kund, dass wir unser ganzes Leben nicht nach Hader oder Krieg getrachtet haben, und noch heutigen Tages begehren wir nichts anderes als Mannesehre und Recht.)

Das Relief an der rechten Seite versetzt uns in die Zeit der Allonge- perrücke, in die Epoche des letzten Kurfürsten und ersten Königs. Es handelt sich um die Vorführung des Schlossmodells durch Schlüter am 2. November 1699. Hier lautet die Inschrift:

Fridericus I. Borussorum Rex, Elector Branden!). MDCLXXXVIIIMDCCXIII.

Sic gesturus sum principatum ut sciam rem populi esse non meam

privatam.

(So bin ich gewillt, die Herrschaft zu führen, dass mir bewusst sei, es handle sich um des Volkes Sache, nicht um meine eigne.)

Das ist beides ganz schön, aber nur ein schwacher Anfang von dem, was erwünscht wäre. Überall sollten die alten Gebäude Gedächtnis­tafeln mit kurzen geschichtlichen Angaben erhalten. Im Pflaster oder an sonst geeigneten Stellen müssten die Stellen der alten Stadttore, der interessantesten verschwundenen Bauten (z. B. des alten Doms auf dem Schlossplatz u. s. w.) soweit angänglich markiert werden. So habe ich es in London, in Paris, in Innsbruck, in München und anderen Städten gefunden.

Man nehme sich ein Exempel hieran; der Verein für die Geschichte Berlins würde sicherlich gern zur Feststellung der in Frage kommenden Örtlichkeiten, soweit es die Reichshauptstadt angeht, die Hand bieten.

IX. Küstriner Erinnerungen an Friedrich den Grossen. Der Verein für die Geschichte Küstrins hat beschlossen, zur bleibenden