Heft 
(1903) 12
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15. (7. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

gaben über Tracht, Vergnügungen utul Volkstracht. Auch die Nachbar­schaft ist berücksichtigt; in einer Schlussnotiz (Anm. zu S. 6) sagt der Verfasser:der Vorstand des Märkischen Provinzial-Museums in Berlin hat im November 1902 den Burgberg zwischen Fredersdorf und Lütte untersucht und Nachgrabungen darauf vorgenommen. Nacli seiner Meinung bietet sicli für die Annahme des einstigen Vorhandenseins einesBurgstalles an dieser Stelle wenig Anhalt. Dagegen lassen die zahlreich Vorgefundenen Urnenscherben erkennen, dass sich dort eine grössere w endische Ansiedelung befunden hat. Der Weg, der von diesem Burgstall in das Freie Ilavellmich geführt haben soll, ist weiter nichts als ein Damm, den man in alter Zeit zum Schutze des Ackers gegen die Überschwemmungen der Plane aufgeworfen hat. (Siehe auch Nr. XXIII und XXIV dieser Niederschrift.)

Ich bemerke dazu, der NameBurgstall wäre, wenn er sicher überliefert ist, hier bei Belzig (in bis 1815 kurfürstlich-sächsischem Gebiet) befremdend. Denn die eigentlichenBurgställe oftmals prähistorische Anlagen, mitunter keltischer Herkunft befinden sich in Mittel- und Süd­deutschland. Vielleicht lautet der VolksnameBurgstelle. Von Mauer­werk und Mörtel konnten wir am 9. November 1902 nichts entdecken.

Wir wünschen der zuverlässigen, belehrenden und anziehend ge­schriebenen Dorfgeschichte eine recht weite Verbreitung.

XV. Johann Friedrich ßöttger, der deutsche Erfinder des Porzellans. Mit Böttgers Porträt. Von Bruno Wolff-Beckh. Steglitz bei Berlin, Verlag von Friedrich G. B. Wolff-Beck 1908. 48 S. Fol. Böttgers Lehrzeit, der Streit zwischen zwei Königen um ihn, Böttgers Gefangenschaft und die Erfindung des Porzellans betiteln sich die einzelnen Kapitel der im guten Sinne populären Darstellung des abenteuerlichen Lebens eines Mannes, der heut vielleicht Direktor einer Aktiengesellschaft im grössten Stil und Millionär geworden sein würde, im 18. Jahrhundert aber fast das ganze Leben hindurch die Rolle eines Staatsgefangenen spielen musste. Aus dem Literatur - Nachweis geht hervor, dass seit C. A. Engelhardts dickleibiger 'Lebensbeschreibung des am 13. März 1719 erst 35 Jahr verstorbenen genialen Technikers, welche 1837 in Leipzig erschien, keine grössere eigentlich biographische Arbeit über denselben gedruckt worden ist.

Da Böttger seine ersten chemischen und technischen Versuche, die allerdings auf das Goldmachen gerichtet waren, in der Berliner Schloss­apotheke als Lehrling gemacht, wobei er von selbst genötigt ward, feuerfeste Tiegel und andere keramische Erzeugnisse anzufertigen, so ist die Person des Adepten für uns von besonderem Interesse, zumal wenn man berücksichtigt, dass nicht lange nach Böttger auch in Berlin Versuche mit der Anfertigung von Porzellan gemacht wurden.