Karl Poetters, Die Wünschelrute.
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winklig kreuze oder auf ihr entlang fahre oder gehe. Zunächst benutzte ich diese Gabe dazu, unterirdische Wasseradern dort aufzusuchen, wo es an Trinkwasser fehlte. Nach meinen Angaben ist so bis jetzt an zehn Stellen gebohrt und überall, an einer Stelle aber erst bei über hundert Fuss Tiefe, das Quellwasser gefunden worden. Beim Quellensuchen habe ich nun aber zufällig eine andere, anscheinend sehr wichtige Entdeckung gemacht, nämlich die, dass der Blitz lediglich und allein in diese unterirdischen Wasserläufe einschlägt. Ich würde das nicht zu behaupten wagen, wenn ich es nicht in allen Fällen, und ich habe jetzt schon über tausend untersucht, bestätigt gefunden hätte. Alle Bäume, an denen der Blitz sichtbare Spuren zurückgelassen hat, stehen auf solchen, wie es scheint, eine elektrische Spannung erzeugenden unterirdischen fliessenden Wasseradern, und der Blitz schlägt nach meinen Beobachtungen auch lediglich und allein in solche Gebäude ein, welche über einer solchen Wasserader errichtet sind, und zwar schlägt er genau da ein, wo die Wasserader unter dem Gebäude durchläuft. Die aus den unterirdischen Wasseradern ausströmende Elektrizität oder sonstige vielleicht noch unbekannte Kraft ist übrigens für das Wachstum vieler Bäume und Pflanzen ungemein schädlich. Die. Obstbäume, welche unmittelbar darüber stehen, kränkeln fast alle und manche sterben ganz ab. Rosen gehen über solchen Adern nach kürzerer oder längerer Zeit regelmässig zugrunde. Schliesslich möchte ich noch bemerken, dass die Zweiggabel fast ganz aufhört, auf Wasseradern zu reagieren, wenn ich Gummischuhe anziehe. Erst wenn diese nass werden, tritt eine ganz geringe Wirkung ein. Die Gabe, die unterirdischen fliessenden Wasseradern zu finden, haben manche Menschen beiderlei Geschlechts, sie wissen es nur nicht. Lernen kann man aber nur, wie man die Zweiggabel halten muss, dass Wasserfinden nicht, denn dieses beruht auf der erwähnten natürlichen Veranlagung.“
Hierzu seien mir nachstehende Ausführungen gestattet:
Tn meinem Aufsätze „Noch etwas vom Böten“ VIII. Jahrgang No. 7 — Oktober 1899 — des Monatsblattes habe ich bereits der Wünschelrute Erwähnung getan. Heute möchte ich mit ihr und ihrem Gebrauch besonders beschäftigen.
Die Wünschelrute auch Glücks-, Wiek-, Wahrsager- und Wicker- l'ute (wohl Weckerrute richtiger) lateinisch Yirgula merenrialis, Yirgula divinatoria, französisch: Baguette divinatoire genannt, wird hauptsächlich in Gegenden angewandt bezw. ist sie im Gebrauch und bekannt, in welchen Bergwerke im Betriebe sind und in rvelcheu man Erze im Innern der Erde vermutet. Je nachdem Erze überhaupt „geschlagen“ werden sollen, wird die Erdoberfläche mit der Rute berührt, will mau Erzgänge feststellen, so schlägt man im Bergwerk, also im Erdinnern mit der Rute. Zeigt solche Rute beim Suchen nach Erzen auf der Erd-
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