Heft 
(1903) 12
Seite
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Karl Poetters, Die AVflnsehelrnte.

Ein Wissender, der zu Anfang des vorigen Jahrhunderts lebte, hat behauptet, es stecke eine magnetische Kraft in der Ilaselstaude, welche nicht allein aji dem Wundholz die Haselstande wird bei sympathetischer Wundbehandlung gebraucht, sondern daran zu erkennen sei, dass ein ans frischem Haselholz gefertigter Bratspiess die daran gesteckten Vögel ohne menschliches Zutun am Feuer drehe stets dergestalt, dass sie wohl gebraten würden.

Welche von den herrschenden Ansichten über die Wirkung der Rute die richtigere ist, lässt sich nicht beurteilen, denn schon beim Schneiden oder Brechen und den Zeiten, in welchen dieses vorgenommen werden kann, sind die Ansichten verschieden. Einigkeit herrscht nur darüber, dass einmit der dazu erforderlichen Gabe ausgestatteter Mensch eine Wünschelrute, die später auch wirksam ist, zu brechen vermag. Hierbei hat der Wüuschelrutenschneider dann z. B. folgenden Vers zu beten resp. Beschwörungsformel zu sprechen:

Gott grüsse Dich Du edles Reiss,

Mit Gott dem Vater suche ich Dich,

Mit Gott dem Sohne finde icli Dich,

Mit Gott dem heiligen Geiste,

Seiner Macht und Kraft breche ich Dich.

Ich beschwöre Dicli Rute und Sommerlatte Bei der Kraft des Allerhöchsten,

Dass Du mir wollest zeigen,

Was ich Dir gebiete,

Und solches so gewiss und wahr,

So rein und klar

Als Maria die Mutter Gottes

Eine reine Jungfrau war,

Da sie unsern Herrn und Heiland Jesum Christum gebar.

Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, Amen, Amen, Amen.

Will man sich mit der so geschnittenen Rute an den Ort begehen, wo mau das Gesuchte zu finden hofft, so muss das Sichhinbegebensachte, langsam und bedächtig geschehen. Schnelles Vorwärtseilen kann leicht denDunst, die elektrische Ausströmung, unterbrechen oder vertreiben und stTilie Rute unwirksam machen.

Insbesondere muss grosse Vorsicht angewendet werden bei Nebel tmd Wasser, so dass beide nicht mehr, wie unbedingt nötig, beim Vorwärts­gehen bewegt werden.

Beim Gebrauch muss die Rute kräftig angefasst werden, da ihre Bewegung eine so heftige sein soll, dass sie denBast die Haut von den Händen dabei roissen soll.