Karl Poetters, Die Wünschelrute.
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Was nun speziell das Alter der Bekanntschaft der Rute und ihre Wirkung betrifft, so überraschen die Behauptungen, dass sie bereits dem ersten bekannten Menschenpaar ihre Dienste gewidmet hat und als Beweis hierfür wird auf die Bibel verwiesen.
Adam, Noah, Moses sollen Rutenschläger gewesen sein, und man führt u. a. die Bibelstellen 1. Buch Mose Kap. 10, 2, Buch Hiob XXVII, 2, sowie Psalm XXII1 u. a. dafür an. Der Stab, den Moses in der Wüste benutzte, um Wasser aus dem Felsen zu schlagen, soll eine Wünschelrute gewesen sein.
Auch Cicero soll sich ihrer bedient haben, und nach Homer soll Pallas Athene die Wünschelrute benutzt haben, um Odysseus wieder jung zu machen.
Zum Schluss sei es mir erlaubt, eine Episode aus dem Jahre 1725 mitzuteilen, die sich in Frankreich abspielte, und über die deutsche Blätter aus jener Zeit folgendes berichten: „In einem, dem Orte Pon- tarlier nahe gelegenen Dorfe, ist ein 15 Jahre altes Bauernmädchen angetroffen, welches auf eine ganz ausserordentliche Art mit der Wünschelrute umzugehen verstehe, indem sie dadurch nicht nur Gold, Silber und andere Metalle linde, sondern auch den Unterschied der aus selbigen verfertigten Sachen angeben und entdecken könne. Wie denn z. B. angeführt wird, dass, als sie über einen See gefahren, ihre Rute sie nach einem gewissen Ort hingeführt, welcher 26 Schritt vom Ufer entfernt gewesen. Da sie nun etwas allda verborgen zu sein geurteilet und sie ihrem Vater nachher davon gesaget, hätte dieser sie auf einen Turm geführet, allwo sie die Rute zur Hand genommen und dieselbe wieder schlagen lassen, welche denn nochmals die Anzeige gegen den See getan, wohin ihr auch das Mädchen und zwar eben wieder bis an den Ort, wohin sie vorhin gewesen, gefolget. liier nun hätte dieselbe an- gemerket, dass zwei Glocken allda zu finden wären, welche zur Kriegszeit geraubt worden seien. Und als der Vorsteher des Ortes sie darüber befraget, hätte sie nicht nur versichert, dass zwei Glocken allda zu finden wären, sondern auch ihre Schwere und ihre Lage, sowie, dass daneben noch 6 Leuchter und ein Weihkessel gefunden werden würden. Alles wurde dann beim Vorbruchen so wie angegeben gefunden.
Man setzet hinzu, dass, ob zwar aus vieler Erfahrung bei den Bergwerken der Wünschelrute nicht alle Kraft abgesprochen werden könne, dennoch dieses, dass das Mädchen so genaue Umstände angegeben, einem jeden sehr wunderbar vorkomme.“
Nicht so glücklich in seinen Erfolgen mit der Wünschelrute erging es im Jahre 1695 einem französichen Bauersmanne in der Nähe von Paris. Hier war eine Raubmord ausgeführt worden und vergeblich waren die Bemühungen der Behörden, den oder die Täter zu entdecken. Da wandte sich die betreffende Ortsbehörde an den Bauer, ersuchte ihn