E. Lemke, Hohenzollern- und andere Fürsten in Mythenbildung.
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nicht habe tragen können. So seien sie denn gezwungen worden, die Heimat zu verlassen, und haben sich anderwärts in Deutschland, d. h. Ostfranken, Sundgan und Schwabenland niedergelassen, haben mit dem mittelmässigen Grafenstand Vorlieb genommen und sind so genannt worden Grafen von Ivyburg, Habsburg, Pfirth, Zähringen und Zollern.“ *)
Die Versuche, den Namen Hohenzollern zu erklären, haben nach allen Richtungen hin Seitenblicke werfen lassen, und so ist auch das Mythologische in weitgehendstem Masse herangezogen worden.**) Übrigens wird gesagt: „Wir müssen das Troja der mittelalterlichen von dem Troja der klassischen Sage unterscheiden. Nach uralter Überlieferung stammen die Franken aus Troja. Das Loblied auf den h. Anno von Mainz erzählt, dass nach der Zerstörung Trojas Franko, ein Kind der Veste Priams, mit wenigen Begleitern an den Rhein gekommen sei, dort ein kleines Troja gebaut und von hier sein Volk weiter nach Süden geführt habe. — Im Wolfdietrich heisst die Unterwelt das alte Troja.“ (0. S. 25 f.)
Von weiterer Deutung dieser Wirnisse wollen wir hier absehen.
Die Forschung nach der Herkunft der Hohenzollern hat vielfach zu ungeheuerlichster Schmeichelei und zu einer Verherrlichung geführt, die die Fürsten selber hätte peinlich berühren müssen. Recht im Gegensatz zu jenem Liede, das u. a. die Bezeichnung „Testament Friedrich d. Gr.“ führt und in dem es heisst:
Schmeichelt mir nicht nach dem Tode,
Lobt mich nicht in einer Ode!
— Eitler Ruhm muss doch vergeh’n. ***)
(Dieses Lied wird auch mit dem Fürsten Dietrich zu Anhalt-Dessau in Verbindung gebracht.)
Wenn Stahr sagt, das historische Volksbewusstsein bei uns reiche nicht leicht über den alten Fritz und Ziethen hinaus, so ist das im allgemeinen zutreffend. Die Ausnahmen neigen mehr oder minder einer bestimmten Vorstellung zu, nämlich der: dass es eine Gepflogenheit der Fürsten bildete, unerkannt Land und Leute zu besuchen.
So hat — nach Meinung von Berlinern — das Pferd des Grossen Kurfürsten keine Hufeisen erhalten, weil auch dieser Fürst gern heimlich durch die Strassen zog, um überall nach dem Rechten zu sehen; klappernde Hufeisen würden ihn aber verraten haben, f)
*) Oskar Schwebel, Die Sagen der Hohenzollern. 1878. 19 f.
**) Vgl. Theodor Thele, der Name des Berges Hohenzoller. Progr. Hechingen 1880, 80-81. Th. Thele, Friedrich. (Selbstverlag) 1881. - Paulus Cassel, Hohenzollern.
***) Brandenburgia IV. Jahrg. 342. t) Brandenburgia III. Jahrg. 197.
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