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E Lemke, HohenzoIIern- und andere Fürsten in^ Mythenbildung.
Anderwärts spielen verkehrt angebrachte Hufeisen eine Rolle, wie wir dies aus dem Spreewalde kennen. Ich liess mir diese Sage indes in verschiedenen Ortschaften dort erzählen. So lautete eine Fassung: Der Wendenkönig hat bis 1840 existiert; weitere Nachrichten fehlen. Er wohnte auf dem Schlossberg in Burg; heute sieht inan nur noch eine kleine Anhöhe, wo das Schloss stand. Seinen Pferden liess er die Hufeisen verkehrt aufschlagen; dann wusste niemand, wo er war. War er drin, so dachten sie: er wäre drausseu; war er drausseu, so dachten sie: er wäre drin.
In Berckenmeyers Antiquarius*) lesen wir: „Des Herzog Friedrich (Insbruck 1425) Gewohnheit war, dass er oft in verstellten Kleidern unter den Bauern herumging; denn er sagte: „Zu Hofe redet ein jeder nur, was ich gern höre. Bei den Bauern aber kann ich die Wahrheit erfahren.“
Die Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins enthalten im 30. Hefte den Abdruck einer „geschriebenen“ Zeituug aus dem Jahre 1713. „Ihro Majestät sollen Sich auch hin und her auf den Dörfern, indem Sie durch Anziehung eines schlechten Surtouts und ordinären Stiefeletten ganz unkennbar, informireD, wie sie leben, was sie essen, was sie an Kontribution geben, was sie vom neuen König halten, was seine Einrichtungen mit so viel Soldaten bedeuten, und verschiedene Quaestioues machen. Darauf denn die Antworten, wie leicht zu erachten, bald so und so fallen, indessen nehmen Ihro Majestät dero Mesures darnach, und ist nichts so klein, was Sie nicht selbst examiniren, und davon gründliche Notiz einziehen und omni tempore et loco Remonstrationes von Ministris annehmen.“
In demselben Verein sprach vor einiger Zeit der Generaldirektor der Staatsarchive, Geh. Rat Dr. Kos er über „Friedrich d. Gr. im Urteil seiner Berliner Zeitgenossen.“ In der Einleitung wurde die Schwierigkeit hervorgehoben, durchaus zuverlässige Nachrichten über den grossen König und seine ganze Persönlichkeit zu erlangen, da die damaligen Zeitungen ausser dem knappen Hofbericht kaum etwas bringen durften und grösseren Wert nur auf die regelmässigen dem Monarchen gewidmeten Neujahrsgedichte legten. Indessen wurde zweifellos in den Wirtshäusern und sonst überall sehr eifrig politisiert und kritisiert; ja, Friedrich selbst hat es als Kronprinz an freimütigen Äusserungen über die innere und äussere Politik nicht fehlen lassen. — Hochgestellte Personen besuchten unerkannt die Wirtshäuser, um die Redensarten der Bürger mit anzuhören; und 1758 erschien sogar eine merkwürdige Schrift über „Die Nützlichkeit der Tabagien zur Erhaltung des Gleichgewichts
*) P. L. Berckenmeyer, Neu vermehrter curieuser Antiquarius u. s. w. Hamburg 1712—31.