Heft 
(1903) 12
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38 16. (9. ausserordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

Dann kamen wir zur Andruckerei. Hier werden auf Handpressen die Proben liergestellt und die nötigen Farbenskalen vom Begiun einer Reproduktion bis zu ihrer Vollendung. Interessant war es, zu sehen, wie gross die Zahl der in Arbeit befindlichen Reproduktionen ist und mit welcher Sorgfalt und mit welchem künstlerischen Verständnis sie behandelt werden. Schwer konnten wir uns von diesem Raum trennen, um im Schnellpressensaal die Herstellung der Auflagen zu verfolgen. Welch ein komplizierter Apparat eine solche Schnellpresse ist, und wie sorgfältig das Personal vom Maschinenmeister bis zur Anlegerin ge­schult sein muss, das konnten wir genügend wahrnehmen. Ein hoch interessantes und künstlerisch vollendetes Bild sahen wir hier, nämlich Luther im Kreise seiner Freunde die Bibel übersetzend nach dem Original im Lutherhause zu Wittenberg. Es ist dies das grösste der­artig hergestellte Bild und fesselt durch die getreue Wiedergabe des Originals, namentlich in bezug auf die Gesichter. Hier besichtigten wir auch die vielen zur Vollendung der Bilder notwendigen Hilfs- maschinen und nahmen Notiz von den zahlreichen und zweckmässigen Schutzvorrichtungen, welche Unglücksfälle fast zur Unmöglichkeit machen müssten. Hieran schloss sich der Besuch der Lichtdruckerei, wo wir Gelegenheit hatten, die vorzüglichsten photographischen Drucke in allen Grössen sowohl in Schwarz als auch in drei- und vierfarbigen Ausführungen zu bewundern. An dieser Stelle wurde uns die Bedeutung der Anstalt als künstlerisches Institut erst voll verständlich.

Nun kamen wir zur Rahmenfabrik. Auch dieses Fach ist von dem Institut zur höchsten Vollendung gebracht worden. Entwürfe von ersten Künstlern dienen dazu, zu jedem Bilde auch den passenden Rahmen finden zu lassen. Besonders mex-kwürdig ist die Herstellung des Florentiner Rahmens, die eigentliche Form wird aus Hasenleim her­gestellt, welcher sich deshalb ganz besonders dazu eignet, weil er in seiner Dehnbarkeit fast unbegrenzt ist.

Im Photographischen Atelier sahen wir die hunderte von Negativen aufgestellt und die Druckplatten für die Lichtdruckschnell­presse. Es wurde uns die Präparation der Platte für den Lichtdruck erklärt, und es wurden uns fertig kopierte Lichtdruckplatten gezeigt, an denen uns die kaum sichtbaren Schichten in Erstaunen setzten, wie sie doch so vollendete Drucke liefern konnten.

Vor dem Schluss unseres Rundganges besuchten wir noch die Kunstschleiferei, wo wir die Bearbeitung des Steines durch geübte Schleifer beobachten konnten. Daran schloss sich noch die Besichtigung des Steinkellers. Wenn man bedenkt, dass die Firma für eigenen Verlag 600 Bilder und für fremden Verlag deren 200 besitzt und wenn man festhält, dass zu jedem Bilde 1620 Steine notwendig sind, so kann man sich ungefähr ausrechnen, wie viel Steinplatten der Keller