Kleine Mitteilungen.
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Ferner ebendas. 214 von einer christlich mittelalterlichen, aber auf vorgeschichtlicher Stätte erwachsenen Sumpfburg mit Mauerwerk: „Sie konnten nur auf einem schmalen Erdstriche zwischen Schilf und Wasser zu dem Turm gelangen. Er war durch ein Tor geschlossen. An dem Tore hing ein Ochsenhorn.*) Der Führer nahm es und blies in dasselbe. Firne Zeit darauf öffnete sich eine Luke im Turm, und ein Mann sah heraus.“ (ca. 1150n. Chr.) S. 225. „In dem Turme haben alle Menschen mit ihrer Nahrung und alle Tiere mit ihrem Futter Platz. Wenn uns ein F^eind bedrohte, so können wir in den Turm gehen und uns verteidigen, bis er abzöge. Denn lange könnte er nicht bleiben, weil er in dem Walde erhungerte. Brennt er die Häuser und Hütten vor dem Turme nieder, so bauen wir sie nachher wieder auf.“
A. Volks-Heilglaube. 1. In der Gegend von Halle a. S. wird Elster- Pulver**) noch heut als Heilmittel gegen Epilepsie angewandt. Die Elstern werden sozusagen „mit Haut und Federn“ verbrannt und die unverbrennlichen Reste mit Einschluss der Knochenrückstände in ein feines Pulver verwandelt, welches man den Kranken eingiebt.
Elster-Pulver ist im Diakonissenhause zu Halle noch heut zu haben.
Über Elstern (als Hexen) vergl. Simrock, Handb. der deutschen Mythologie 129, S. 477.
Kuhn, Westfälische Sagen II. 51.
2. Im Havellande (Lietzow b. Nauen) heisst die Elster „Sc hack e lster“.
3. Ebenda kommt die Bezeichnung „Fllsterauge“ für Hühnerauge vor („Älsteroe“). Im havelländischen Platt habe ich den Ausdruck Hühnerauge nicht gehört.
4. Bekannt ist, dass die Fürstin Bismarck, Gemahlin des grossen Reichskanzlers, ebenfalls „gebrannte Elster“ als Fleilmittel gegen Epilepsie kannte und, wie sie überzeugt war, öfters mit Erfolg angewendet hat. Auch in Berlin und manchen Teilen der Mark hat man die gleiche Vorstellung von der Heilkraft dieses Volksmittels gegen Krämpfe besonders gegen die Fallsucht.
B. Der Totschlag bei Jagdschloss Stern. Da, wo der Weg vom [Jagdschloss Stern nach Nudow an einer Waldwiese vorüberführt, heisst eine
Stelle an der östlichen Seite des Weges der „ Totschlag “. Hier wurde um [das Jahr 1835 ein Lumpenhändler erschlagen. Man fand den Leichnam unter einem Busch und begrub ihn an Ort und Stelle. Niemand wusste, Aver der Täter Avar, und lange glaubte man, die ruchlose Tat Avürde ihre Sühne nicht finden. „Da aber das Grab unter einem Strauche lag“, brach man
*) In Feldzügen bediente man sich zum Signalgeben der Widderhörner oder Stierhörner S. 365. „Veit Gregor hatte das grosse Horn des Bocks. Andere aus Plan und aus anderen Orten hatten kleinere Hörner. Witiko gab das Zeichen, und es | ertönte das grosse Horn, und die kleinen Hörner antworteten.“
**) Die Angaben beruhen auf Mitteilungen der Lehrerin an der 225. Schule, I Fräulein Margarete Jacobi, deren Grossvater, Superintendent in Ummendorf bei Magde- burg, das Rezept von einem dortigen Schäfer erhalten hat. Das Mittel wurde von I diesem Geistlichen später in Klitschan bei Torgau angeblich mit gutem Erfolg an- I gewandt. Durch ihn wurde es auch in dem Diakonissenhause zu Halle bekannt.