Heft 
(1903) 12
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Kleine Mitteilungen

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Zweige ab und legte sie auf den niedrigen Hügel, und jeder Vorübergehende warf ein Zweiglein dazu: so wurde die Erinnerung an die Mordtat wach er­halten.

An die 10 Jahre waren wohl vergangen, und gewiss wäre die Sache nie herausgekommen, hätte nicht ein eigenartiger Zufall die Entdeckung des Täters herbeigeführt. Ha kam eines Tages der Förster Trempler des Weges gegangen; als er die Mordstelle erreicht hatte, bemerkte er in der Nähe des Busches einen Fremden, der wie suchend umherging und schliesslich bei dem Keisighaufen stehen blieb.

Der Förster mochte wohl davon gehört haben, dass es einen Mörder oft unwiderstehlich nach der Stelle dos Mordes hinzieht, und so stieg in ihm der Verdacht auf, der Fremde könne der Mörder sein. Auf die Frage, was er da suche, machte der Mann zwar zunächst allerlei Ausreden; durch ge­schicktes Hin- und Herfragen aber brachte ihn Trempler schliesslich zu dem Geständnis, er habe dort vor vielen Jahren einen armen Lumpenmann er­schlagen. Er setzte hinzu: Seitdem habe ich keine Ruhe mehr; seit Jahren bin ich krank, und ich fühle, dass es mit mir zu Endo geht; da treibt cs mich, noch einmal vor meinem Tode die Stelle aufzusuchen, wo ich ihn er­schlagen habe.

Der Förster nahm den Mörder fest, erstattete Anzeige, und der Fremde wurde nun nach Potsdam gebracht und dem Gericht überliefert.

C. DerTote See zwischen Bergfelde und Mlihlenbeck, Kreis Nieder- Barnim, hat keinen Zufluss und keinen sichtbaren Abfluss; deswegen heisst er (nach Ansicht der Leute') derTote See. Otto Monkc.

Eine Windhose hat in dem neumärkischen Ort Alt-Glietzen am Pfingst­fest, 25. Mai 1901, gewaltige Verheerungen angerichtet. Das Naturereignis erfolgte während eines Gewitters; die Entstehung der Windhose konnte eine Viertelstunde hindurch genau beobachtet werden. Die Windhose hob sich allmählich trichterförmig von einer Wolkenschicht Uber Alt-Glietzen ab; sie setzte auf der Feldmark zwischen Anhöhen unweit des Dorfes ein und fasste dann den westlichen Teil desselben. Im Augenblick war von ihr das ganze Anwesen des Eigentümers Schulz verwüstet; die teils massiven, teils aus Fachwerk bestehenden Baulichkeiten wurden von dem Sturm ab­gedeckt, Wände eingedrückt oder umgestürzt, Balken zerbrochen und Steine bis 80 Meter weit fortgeschleudert. Ein Teil der Ziegelei von Bailiier u. Co. wurde in einen Schutthaufen verwandelt; Bretterstücke wurden eine grosse Strecke weit weggeführt. Wohnhaus und Stall des Eigentümers Kühn sind schwer beschädigt worden. Nach dem Umfang der Trümmerstätte zu urteilen, hat die Windhose eine Ausdehnung von 75 Meter im Kreise. Bei ihrem Auftreten glaubte man allgemein in der Nachbarschaft, dass der Ort von einem grossen Brande heimgesucht würde, da eine Rauch- und Staub­wolke zum Himmel emporwirbelte. Wie durch ein Wunder sind die Bewohner der verwüsteten Gebäude vor Beschädigungen bewahrt geblieben.

B. T. Bl. 30. 5. 1901.