Heft 
(1903) 12
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17. (8. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

Ursprache des noch ungeteilten, angeblich wie gesagt im fernen Osten Hochasiens zusammensitzenden indogermanischen Urvolkes beispiels­weise bereits für Kupfer, Bronze und Eisen besondere Bezeichnungen vor. Danach müssten docli unsere germanischen Altvorderen schon vor dem Ausmarsch nach Europa das Eisen gekannt haben. Ungezählte Funde in Deutschland und Skandinavien zeigen aber, dass sie hier die ganze Entwickelung mindestens von der jüngren Steinzeit ab, durch das Kupfer- und Bronzealter, sowie durch die Eisenzeit selbständig durchgemacht haben. Schon dies spricht dafür, dass unsere Yor- geschiche sich ganz anders entwickelt hat und dass gerade umgekehrt germanische Stämme weit nach Osten vorgedrungen sind, auch dorthin zum Teil ihre Eigenart verbreitet haben und zwar bereits im Besitz ieserner Waffen.

Gleichwohl hat Victor Hehn über die Verbreitung und Herkunft mancher Kulturpflanzen und Kulturtiere viele scharfsinnige und frucht­bringende Hypothesen aufgestellt.

Hinsichtlich der Kulturpflanzen sei mir bei dieser Gelegenheit neben­her zu bemerken erlaubt, dass Künstler und Schriftsteller fortgesetzt auf diesem Gebiet die schwersten botanischen und geschichtlichen Fehler begehen.

Auf ungezählten modernen Bildern, welche Griechenland und Italien sowie die übrigen Mittelmeerländer zum Gegenstand haben, finden sich dieAloe und der Cactus (Opuntia) dargestellt. Bei der erst­genannten Pflanze wird ein doppelter wissenschaftlicher Fehler begangen, denn einmal handelt es sich regelmässig nicht um die afrikanische Aloe, sondern um die damit stets und ständig verwechselte Agave und dann ist letztere amerikanischen Ursprungs gerade wie die Opuntia. Beide Pflanzen sind allerdings auf beiden Seiten des Mittelmeers erstaunlich verbreitet bis herauf zum Lugano- und Gardasee. Die Früchte der Opuntia sind in Sizilien und in den ehemaligen Barbareskenstaaten Volks­nahrung geworden. Ich habe Beduinen-Siedelungen mit dichten Hecken von Opuntien gesichert gesehen, deren schreckliche Stachelgarnituren selbst Leoparden und Hyänen nicht zu durchbrechen wagen. Es ist zu verwundern, wie gerade in den muhamedanischen Ländern Agave und Opuntia so ungemein verbreitet sind, da sie doch erst vom 16. Jahr­hundert ab nach der alten Welt gelangt sind, aber es ist doch so.

Ebenso verhält es sich mit dem Türkischen Weizen (Goethe sagt Türkisches Korn), dem Mais oder Mondamin. Auch dieser ist amerikanisch und postkolumbisch, die Bezeichnung Mais und Mondamin sind beide indianisch, wie ich Brandenburgs IX üb erläutert. Der englische Essay ist Hepworth Dixon schildert aber in seiner Lebens­beschreibung Ferdinands des katholischen von Arragonien und seiner Gemahlin Isabella von Kastilien, wie das christliche Heer von der Stelle,