Heft 
(1903) 12
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17. (8. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

Anwesen geschildert. So auch der Garten der Bissula, von dem Dahn sagt: (X. Aull. 1902 S. 29)Und gar seltsam berührten in dieser Wildnis das Auge einige römische oder doch südgallische Ziersträucher Taxus und sorglich gepflegt edle Rosen. Dahn hätte sich doch erinnern sollen, was Caesar im Gallischen Krieg sagt: Catuvolcus, rex dimidiae partis Eburonum, taxo, cuius magna in Gallia Germaniaque copia est, se exanimavit (Catuvolcus, König des halben Teils der Eburonen, tötete sich mittels Taxus, von dem es eine grosse Menge in Gallien und Germanien giebt); so ist es sicherlich noch im Jahre 378 n. Chr. gewesen, als Ausonius die Bissula besang. Das blonde Schwabenkind brauchte Taxus (Eibe) nicht erst aus Italien oder Süd-Gallien zu beziehen*).

Einen umgekehrten botanischen Fehler begeht George Taylor (a. a. 0. S. 198), wenn er Jetta zu Ausonius sagen lässt:Für das erste neue Gedicht an Bissula werde ich Dir aus meinem eigenen Garten einen Lorbeerkranz flechten, ln Alta Ripa (Altrip) bei Mannheim, das Taylor hier erwähnt, und sonst in Deutschland kommt der Lorbeer, wegen Ungunst der Witterung, schlechterdings nicht fort, d. h. er erfriert im nächsten kalten Winter,

Nach solchen Richtungen hin kann das feinsinnig und elegant geschriebene Werk Victor Hehns nicht genugsam empfohlen werden, ich wiederhole: auch mit Bezug auf unsere Provinz Brandenburg.

Nur einen zoologischen Irrtum bei Hehn möchte ich noch hervor­heben. Er anerkennt zwar für unsere Gegenden das diluviale Pferd, meint aber, dass in der Alluvialzeit das Pferd erst bei uns durch Reiter­völker eingeführt worden sei. Das ist falsch. Das Wildpferd kommt in altalluvialen Torfmooren vor, es giebt auch schriftliche Ueber- lieferungen. Darnach hat es nicht bloss verwilderte, sondern wirkliche Wildpferde (Equuli agrestes) vor dem Einfall der Hunnen und Avaren, der Ungarn und Mongolen in den verschiedensten Teilen von Deutsch­land gegeben, wobei nicht geleugnet zu werden braucht, dass die ein­dringenden östlichen Reitervölker gelegentlich neue Pferderassen bei uns eingeführt haben mögen. Ich will das Pferde-Kapitel und damit Hehns Werk nicht verlassen, ohne auf die überaus merkwürdigen kleinen, zottigen, dicklichen Urwildpferde mittelasiatischer Herkunft aufmerksam gemacht zu haben, welche seit kurzem unser berühmter Zoologischer Garten der Umsicht und der Findigkeit des Direktors Dr. Heck ver­dankt. Es ist das nach dem ausgezeichneten Asienforscher Przewalsky sogenannte Equus przewalskyi, beschrieben in den wissenschaftlichen

*) In seiner Erzählung Chlodowecli (481511 n. Chr.) lässt F. Dahn Kinder sich Kränze aus blauen Kornblumen, (Centaurea cyanus) winden, aus einer Pflanze, die erst spät durch den Kornbau eingeführt sein soll. (6. Aufl. 1890. S. 68.)