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17. (8. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
Landwirtschaftsministerium berichtet hat. Empfohlen werden leile der Lüneburger Heide, wo Heide, Moor, Sumpf, Wald und Wasser wechseln. Vgl. auch Prometheus, XIII, No. HM 1, 1901. In Bezug auf die in unserer Brandenburgia viel genannte Wassernuss (Trapa natans) bemerke ich noch, dass nach Prometheus, No. 27 von 1899, S. 432 diese Pflanze neuerlich an neuer Fundstelle in der Lausitz im Schwarzen Schöps 4 Kilom. nordwärts zu Hammerteich unweit Creba in grossen Mengen gefunden ist. Siehe im übrigen Brandenburgia 1 H)5 u. 183, II 89.
III. Ein merkwürdiger Weideubaum und sein Ende.
Unser Ehrenmitglied Professor Dr. Jentsch-Guben hat die Güte, uns die vom 11. Februar 1903 datierte Nachricht aus dem „Bärwalder Wochenblatt“ einzusenden.
„Auf der städtischen Freiheit zu Bärwalde N. M. nahe der grossen Spüle am Stadsee stand seit unvordenklichen Zeiten ein grosser starker Weidenbaum, der auch schon seit vielen Jahren hohl war und infolgedessen von der Jugend oft zum Versteckspiel benutzt wurde. Aber auch Erwachsenen diente die altersgraue Weide zu gutem Zweck. Man rühmte ihr nach, dass sie geheime Heilkraft gegen Zahnwell besitze. In stiller Nacht pilgerten deshalb geplagte Seelen, namentlich weibliche, schweigend hin zu dem einsamen Riesen, umarmten ihn innig und drückten die heisse Wange gegen seine Rinde, wobei der Spruch geflüstert wurde:
Alter, ich komm zu dir,
Meine Zähne schmerzen mich sihr,
Nimm zu dir,
Geh von mirl
Im Namen des Vaters u. s. w.
Ob das „Böten“ oder „Biten“, wie diese Prozedur genannt wurde, geholfen hat, darüber berichtet die Sage nichts Genaues. Die Konsultation des Baumes hatte jedenfalls den Vorteil, dass sie billiger war, als die bei einem Zahnarzt. Der heilkräftige Baum sollte nun laut Magistratsbeschluss beseitigt werden. Am Sonnabend fand öffentliche Versteigerung an Ort und Stelle statt. Zur selbigen Zeit passierte ein Zahnheilkundiger von hier die nach dem Platze zu führende Strasse, wobei ihm zugerufen wurde, er möge nur auch mitbieten, der Baum sei es wert. Gesagt, getan! Und nach kurzem Bieten hatte der Zahntechniker die geheimnisvolle Weide für 1,50 Mk. erstanden. In einer nahen Bierstube wurde dann das Ergebnis des Termins besprochen und mit Heiterkeit dabei bemerkt, wie schön man auf diese Weise Konkurrenz los werden könne. Schliesslich zeigte auch ein anwesender Bäckermeister Neigung, den Baum zu erwerben, der aber dem Zahntechniker so leicht nicht feil war. Auf vieles Drängen schlug er aber doch dem neuen Liebhaber das wunderbare Gewächs für 5 Mk. zu. Am Dienstag sollte es fallen. Nachmittags traten fünf Mann, darunter anerkannt erste Kräfte von Bärwalde, bewaffnet mit Werkzeugen, Seilen u. s. w., auf dem Plane an und gingen dem Baume zuerst an den Wurzeln zu Leibe. Als einige