17. (8. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
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Lockerung erfolgt war, wurde der Wipfel mit einer Schlinge umfangen und dann die Leine ungezogen. Es fiel — aber nicht der Baum, sondern das Seil platzte, und mehrere Beteiligte machten mit dem moorigen Seeufer unangenehme Bekanntschaft. Es wurde nunmehr zu einem zweiten Angriff geschritten, die Wurzeln wurden noch mehr gelockert und ganz dickes Tau herangeschafft. Unter schneidigem Kommando begann der zweite Zug; aber auch diesmal riss das Tau glatt durch, und ein erneuter Umfall der stattlichen Mannen erfolgte, dann stürzte endlich aber auch der Baum und zwar, so morsch war er, fast völlig in Trümmern. Nun lag am sumpfigen Uferrand zerschmettert der einst so stolze Stamm, den so manche junge Schöne in ihrem Leid zürtlich umarmte; ein rechtes Bild der Vergänglichkeit! — Das war des Weidenbaums Glück und Ende!“
Unsere Brandenburgia-Freunde bitten wir, uns gelegentlich ähnliche für die Natur- wie Volkskunde gleichmässig wichtigen Nachrichten, die in den kleinen Lokalblättern spurlos verschwinden, mitteilen zu wollen.
B. Kulturgeschichtliches.
IV. Friedrich Wagner: Der Schatz der Kurfiirstin Elisabeth von Brandenburg. (Sonderabdruck aus dem Hohenzollern-Jahrbuch 1902, S. 70—100).
Unser verehrtes Mitglied hatte die Güte, mir im Jahre 1900 ein Verzeichnis des Schatzes im Besitz der unglücklichen Gemahlin Joachims I. zu dem Zweck mitznteilen, dass ich davon Gebrauch machen dürfte, als ich namens der Stadt Berlin am 2. November 1900 den Deutschen Goldschmiedetag begriisste. Derselbe fand bekanntlich zur Ehrung des 400jährigen Geburtstages des grossen Renaissance-Altmeisters Benvenuto Cellini statt und es hat sich um die ganze Sache damals u. M. Herr Teige grosse Verdienste erworben. Ich verweise dieserhalb auf Brandenburgs IX. 377 flg.
liier wird nun der Schatz im einzelnen nach seinem kulturgeschichtlichen Wert besprochen, dabei tritt das Milieu der Zeit überall ausdrucksvoll hervor und werden die einschläglichen Ereignisse, das Schicksal der dänischen Königstochter, ihres grausamen Bruders, des später landflüchtigen Königs Christian II. geschildert. Letzterer hat mich deshalb einmal — wie ich beiläufig bemerke — amtlich in Bewegung gesetzt, als ich nachforschte, wo das hölzerne Triglavbild aus der Marienkirche auf dem Harlungerberg bei Brandenburg a. II. (Pulkawa 1156 Abb. Cinn.) ein Ende genommen. Christian II. soll allerhand Raritäten gern gesammelt und u. A. auch das „abgedankte“ dreiköpfige wendische Götzenbild zum Geschenk von seinem Schwager erhalten haben, ln Kopenhagen und Schweden ist meinerseits leider über dies Götzenbild absolut nichts zu ermitteln gewesen.