Heft 
(1903) 12
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17. (8. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.

Ich bitte diese Abschweifung zu verzeihen und nunmehr aus der Schrift selbst und deren reichen Abbildungen zu ersehen, um wie viele und wie kunsthistorisch beachtenswerte Kleinodien und dgl. es sicli handelt.

Was aus dem Schatz geworden, weiss niemand. Der Bruder Christians, in steter Geldverlegenheit, wird ihn allmählich verkauft oder verpfändet haben. Mit Bestimmtheit lässt sich kein Bestandteil des Schatzes mehr nachweisen.

Wir sind dem Verfasser für seine mühevolle Arbeit dankbar.

V. Robert Mielke: Museen und Sammlungen. Ein Beitrag zu ihrer weiteren Entwickelung. Berlin, Franz Wunder 1903. U. M., der Herr Verf., nimmt auf Grund seiner vielfachen Kenntnis der Museen mit Recht für sich in Anspruch, dieselben einer Kritik zu unterziehen, namentlich die mitteieren und kleinen. Er bedauert mit Recht, dass der preussische Staat, dem das prächtige, überaus reichhaltige Museum für deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes in Berlin als Geschenk angeboten worden ist, dasselbe aus Besorgnis, dafür ein Haus bauen und die Verwaltung übernehmen zu müssen, nicht angenommen hat.*)

Meinen Standpunkt, verehrte Anwesende, kennen Sie. Ich bin für Museen in kleinen Städten nur dann, wenn sie sich auf Überbleibsel und Überlebsel der Volkskunst beschränken, welche zur Belebung der gegen­wärtigen und zukünftigen Volkskunst dienen. Ich habe auch gegen einige vorgeschichtliche Gegenstände darin nichts einzuwenden, z. B. ein paar Steingeräte und Urnen, welche neben guten Abbildungen und Nachbildungen einzelner Hauptfundstücke der betreffenden Gegend ge­nügen, während die Originale den Provinzial-Museen zuzuführen sind. Besonders mögen aber einzelne ethnographische Gegenstände, welche unseren Kolonien entstammen, in den kleinen und kleinsten Museen hinterlegt werden, dgl. solche Objekte, welche sich auf die Kriegs- und Handelsmarine und unser Einfuhr- und Ausfuhrgeschäft beziehen. (Musee actuel und Musäe social.) Dazu einzelne einschlägliche illustrierte Reise­werke. Aber damit ist es in der Hauptsache genug!

Die Herren in den kleinen Städten, welche von der Nachahmungs­lust befallen, den Ruhm als Museumsgründer geniessen wollen, verstehen leider fast durch die Bank nichts von der Museumswissenschaft. Die Sammlungsgegenstände werden nicht gehörig inventarisiert und katalo­gisiert, nicht gehörig aufgestellt und schlecht konserviert. Sowie der eigentliche Gründungseifer verrauscht ist, gehen diese Sammlungen fast regelmässig aus Mangel an Mitteln, Pflege und Interesse zu Grunde,

*) Umgekehrt hat das Mark. Museum jenem Museum eine Unterkunft in seinem neuen Heim, das hoffentlich 1904 fertig wird, bislang ohne Erfolg angeboten.