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17. (8. ordentliche) Versammlung des XI, Vereinsjahres.
als kegen den R ul ancl bezeichnet wird. Im zweiten Abschnitt, vom Wortzins, wendet der Verfasser von den beiden Eckhäusern der Stralauer Strasse her sich nach dem „Alten Markt“; hier erwähnt er zunächst das negste ortlnis by den Iiuland (d. h. also auf der Nordostseite des Platzes), dann kommt er zur Lappstrate und bezeichnet das eino der beiden Eckhäuser derselben als negeste ort tu den Rulande wart. Nun geht er zurück in die Spandauer Strasse, welche wieder mit einem Hause hart an sunte Nicolaus chore beginnt. Erst dann schreitet er nach Kölln hinüber. Die in diesem Zusammenhänge genannte „Lappstrate“ ist danach die zuerst erwähnte unbenannte Gasse, welche später ihren Namen veränderte und jetzt Molkenstrasse heisst. Das ist die einfache Lösung des Rätsels, und der Roland des brandenburgischen Kölln an der Ecke der Petristrasse ist Phantasterei.“ — S. Rietschel meint (Hist. Zeitschr. N. F. 53, S. 64), ich würde ihm wohl zugeben, dass die älteste Berliner Gerichtsstätte auf demselben Platze lag, wo der Roland stand. Ich kann das für die kurze Zeit von der Gründung der deutschen Stadt bis zu ihrer Erweiterung, bis zur Erbauung des neuen Rathauses und der Gerichtslaube zugeben. Dass man nachher den Roland ruhig auf dem Molkenmarkt stehen liess, beweist deutlich, dass man ihn damals und rund 1 ’/s Jahrhundert weiter in Berlin nicht für ein Zugehör der Dingstätte, ein Gerichtsbild, oder für was ihn Rietschel sonst erklären will, ansah. Soweit ist es auch „direkt unwahrscheinlich“, dass er als dergleichen errichtet und wenige Jahrzehnte hindurch verstanden wurde.“
Hierzu sei zunächst bemerkt, dass dergl. Lappstrassen (Flickschneider) gerade wie Altböterstrassen (Altbiisser, Flickschuster) wohl iu allen niederdeutschen Städten vorhanden gewesen sind, zum Teil hat sich diese Bezeichnung noch bis heutigen Tages erhalten (z. B. in Greifswald); zum grösseren Teil sind sie nach der Aufhebung des Zunftzwanges und der mit denselben verbundenen Einschränkungen, d. h. nachdem die Flickschneider und Schuhflicker sich auch in anderen Strassen ansiedelten, umgetauft worden.
Die Sellosche Vermutung, dass die jetzige Molkenstrasse früher eine Lappstrasse gewesen sei, hat viel für sich. Dann käme allerdings die Köllnische Lappstrasse gar nicht in Frage und damit fällt alsdann auch, wie ich anerkennen muss, die Hypothese eines besonderen Itolands in der Schwesterstadt Kölln.
Dafür, dass die Ecke Molkenstrasse und Molkenmarkt, d. h. das Haus mit der Rippe der eigentliche Standort gewesen, scheint die gerade hier lokalisierte, bisher aber in der Berliner Rolandsfrage, so viel ich weiss, völlig ausser Acht gelassene alte und verbürgte ltiesen- sage zu spielen. Der Riese (W. Sclnvartz, Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg, 2. Auf!., 1866, S. 1) wurde erschlagen und seine Glieder sind überall verstreut worden. Gerade hier an der Molkenstrasse aber hat man eine Rippe und einen Wirbelkuochen von ihm angebracht. Hier haftet also die Erinnerung an den