Heft 
(1903) 12
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17. (8. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjalires.

die Sorbenwenden zu seinem Schutze aufbot, schlug Albrechts \ater Otto der Reiche diese bei Köthen im Jahre 1115 und benutzte den Sieg, um sich ein neues Gebiet zwischen Saale und Mulde, Elbe und Fühne zu schaffen. Von hier aus hat sich die askanische Herrschaft nach dem Burgwardsystem nordwärts und ostwärts ausgedehnt.

Nur auf dieser Grundlage ist die Abtretung der Zauche, als an­gebliches Patengeschenk des halb sagenhaften Pribislaw von Branden­burg für den nachmaligen Markgrafen Otto I., verständlich. Da dieser im Jahre 1148 sich mit einer polnischen Prinzessin verheiratete, so muss er zweifellos vor 1134 geboren sein. Die eben genannte Schenkung galt danach nicht dem Sohne des Inhabers der Nordmark, sondern des Grafen von Ballenstädt, der durch seine Erwerbungen, die sich bis Belzig erstreckten, der unmittelbare Nachbar des letzten Havellerfürsten geworden war. Es gab also schon damals einen zusammenhängenden askanischen Besitz, der von der Saale bis zur Havel reichte. Hieraus erklärt sich ferner die Entstehung einer zweiten Stadt Brandenburg, nicht im Havellande, sondern in der Zauche gelegen. Nennt Al brecht der Bär sich schon 1142 Markgraf von Brandenburg, obwohl Pribislaw erst 1150 starb, so gründet sich dieser Titel auf die Neustadt dieses Namens. Nachdem von der Altmark aus den Söhnen Wirikinds von Ilavelberg die Prignitz mit Waffengewalt entrissen war, fiel endlich das Havelland als überreife Frucht Albrecht dem Bären zu.

Wieweit die Herrschaft des Pribislaw sich nach Osten erstreckte, lässt sich nicht sicher bestimmen; jedenfalls ist die vom Bredower Luch bis zur Havel gehende Wublitz-Niederung eine alte Grenzlinie, welche die Heide Spandau und den Werder Potsdam von dem eigentlichen Ilavellande trennte. Nicht bloss das Landbuch Karls IV., sondern sogar noch die Schossregister des 15. Jahrhunderts scheiden diese drei Gebietsstücke scharf von einander. Wann immer der Übergang vom Havelland zur Heide geschaffen sein mag, die grössere Wahr­scheinlichkeit spricht dafür, dass die Askanier von der alten Zauche aus unter Benutzung des Havelüberganges bei Werder oder Geltow die Insel Potsdam erreicht haben. Selbst in späterer Zeit war die Er­innerung an diesen Zusammenhang so lebendig, dass im Landbuch das Kastrum Potsdam zur Zauche gerechnet wird.

Von altersher wurden die dem Landesscliutze dienenden Be­festigungen mit gewissen Einkünften dotiert. Solche Burglehen, die äusserst konservativ sind, bildeten die Einkünfte der Burgbesatzung, und es wurde deshalb naturgemäss darauf gehalten, dass nicht zweifel­hafte, sondern absolut sichere Hebungen einem Kastrum überwiesen wurden. Der einzige Ort aber, der von jeher der Burg Potsdam abgabepflichtig war, ist Kammerode in der alten Zauche. Hieraus darf man entnehmen, dass bei der Anlage jener Burg der nächstgelegene,