17. (B. ordentliche) Versammlung des XI. Vereinsjahres.
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slavischen Horden nur durch den Barnim und Teltow unter Benutzung des Spreeüberganges bei Berlin-Kölln geführt haben.
Da unternahm Otto, um eine Wiederholung von Verwüstungszügen, die auch sein Land bedrohten, unmöglich zu machen, 1180 eine Strafexpedition gegen Pommern mit dem Erfolge, dass Herzog Kasimir getötet und Herzog Bogislav gefangen genommen wurde. Was auf diesen ersten brandenburgisch-pommerschen Zusammenstoss weiter geschah, ob und wie der Markgraf seinen Sieg verwertete, davon schweigt die Geschichte; nur die Gründung des Klosters Lelmin, das auch als Grabstätte der märkischen Askanier zu dienen berufen war, lässt erkennen, dass man jetzt an den Bestand des kleinen Kolonialstaates an der Havel mit Ruhe und Vertrauen glaubte. In der Tat gaben die veränderten Verhältnisse im deutschen Osten solcher Auffassung durchaus Recht. Heinrich der Löwe verlor seine Machtstellung und ging, seiner Ämter und Würden beraubt, in die Verbannung. Das Herzogtum Sachsen, wenn auch stark verkleinert, hatte Ottos Bruder Bernhard erhalten, und ein weiterer Bruder desselben Siegfried, bis dahin Bischof von Brandenburg, war Erzbischof von Bremen geworden.
Als der zweite brandenburgische Markgraf 1184 die Augen schloss, folgte ihm sein ältester Sohn Otto II, der polnisches Blut in den Adern hatte und der wohl niemals die Haltung und Stellung einnahm, die man seinem Standbild in der Siegesallee zudiktiert hat. Eine rasche, hitzige, feurige Natur, schnell von Entschluss, zu kecker Tat bereit, ein grosser Freund und Pfleger des Turniers, freigebig gegen geistliche Stiftungen, aber nicht aus kirchlicher Devotion, sondern damit andere die ihm unbequeme Sorge für sein Seelenheil ihm abnähmen, in seinen Privatver- hältuissen weder ein Mustergatte noch ein zärtlicher Bruder, kirchlichen Würdenträgern gegenüber nicht immer von einem Gefühl der Hochachtung und Unterwürfigkeit beseelt, konnte er rauh und hart sein, doch fehlt es nicht an Zügen einer ritterlichen Humanität. Politisch trat er als treuer Anhänger und Parteigänger der Staufer und als Führer der antidänischen Bewegung unter den deutschen Fürsten hervor.
Von einem so gearteten Mann, dessen Bild wir seinem Zeitgenossen Arnold von Lübeck verdanken, weiss die märkische Fürstenchronik nichts _ zu berichten. Wollte man die Gestalten der ersten Askanier nach den Daten dieser Quelle zeichnen, es gäbe recht langweilige, nichtssagende Figuren, nicht wert, in Marmor gebildet zu werden.
Leider hat die Geschichtsforschung sich an der mageren Ausbeute der genannten Chronik für die Darstellung der Periode der Askanier vielfach genügen lassen und geradezu monströs ist es, wie sie unzweifelhafte Irrtümer und falsche Behauptungen des Seehausener Dominikaners zu unantastbaren Dogmen erhoben hat.
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